Reinhard Panses Positionen

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Von echtem Gold und Betongold

28.3.2024

Bald ist es so weit: Die Zentralbanken werden vermutlich ab Mitte 2024 die Zinssenkungen einleiten. Für Anleger sind das oberflächlich betrachtet gute Nachrichten: Sachwerte wie Immobilien, Aktien und Gold steigen seit den Siebzigerjahren im Wert, wenn die Zinsen sinken. Allerdings ist diese Betrachtung zu eindimensional. Das zeigt sich, wenn man die langfristigen Entwicklungen nebeneinanderlegt. Seit den Achtzigern haben sowohl Sachwerte als auch Zinsen zugelegt. Es ist also nicht so einfach, weswegen wir einen genaueren Blick auf die Anlageklassen werfen.

Beginnen wir mit Gold. Das übliche Narrativ, hohe Zinsen würden Gold als Anlage unattraktiv machen, da Goldbarren bekanntlich keine Zinsen abwerfen, entspricht nicht der Realität. Als nämlich der Goldpreis bis 1980 besonders stark zugelegt hatte, waren die Zinsen ebenfalls auf ein hohes Niveau zwischen 10 und 13 Prozent geklettert. Der Verfall des Goldpreises in den folgenden 20 Jahren von 850 US-Dollar auf 258 US-Dollar war von einem weltweiten Zinsrückgang von über 10 Prozentpunkten auf 4 Prozent begleitet; sinkende Zinsen hatten also nicht geholfen. Ein deutlich aussagekräftigerer Zusammenhang war lange der mit der Rendite inflationsgeschützter US-Staatsanleihen. Nur ist auch diese Korrelation seit Anfang 2022 nicht mehr da. Vermutlich machen sich viele Anleger zu viele Sorgen um die finanzielle Stabilität der USA aufgrund der steigenden Rüstungsausgaben. Ein sinkender Zins wird nach vorn dennoch dem Gold nicht schaden.

Auch bei Immobilien gilt, dass nicht nur der Zins, sondern auch die Inflation die Preisbildung beeinflusst. Dabei wird allerdings nicht der einfache Preistrend wie beim Gold, sondern das Pro-Kopf-Einkommen des jeweiligen Landes verwendet, aus dem die Kaufpreise, die Mieten und die Hypothekenzinsen bezahlt werden müssen. Das Pro-Kopf-Einkommen ist der Basistrend, dem die Wohnimmobilienpreise folgen. Allerdings gibt es einen stabilen und wirtschaftlich logischen Zusammenhang zwischen sinkenden Hypothekenzinsen und sinkenden Ertragserwartungen, bestehend aus Mietrendite und Durchschnittsinflation der letzten zehn Jahre. Da wir davon ausgehen, dass die Durchschnittsinflation in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird, dürften auch die Ertragserwartungen deutlich zunehmen, entsprechend auch die Immobilienpreise.

Für Aktien sollten sinkende Zinsen eigentlich immer vorteilhaft sein. Die meisten Firmen sind mehr oder weniger hoch verschuldet und profitieren daher direkt von sinkenden Zinsen, indem die eigenen Schulden weniger Zinskosten verursachen. Außerdem werden dadurch für die Kunden der Firmen, die ihre Einkäufe mit Krediten, Ratenzahlungen oder Leasing tätigen, diese Finanzierungsformen billiger; es kann mehr gekauft werden. Schließlich machen sinkende Zinsen Geldanlagen wie Sparkonten oder Anleihen im Vergleich zu Aktien unattraktiver. Dieser Effekt gilt auch heute wieder, auch wenn er in den vergangenen Jahrzehnten teilweise abgeschwächt war, da Anleger aufgrund diverser Krisen Bedenken bezüglich der Stabilität des Finanzsystems hatten. Das beherzte Einschreiten der Zentralbanken etwa während der Coronakrise half hier aber.

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28.3.2024

Reinhard Panse

Sinkende Zinsen sollen Sachwertinvestments attraktiver machen. Der Zusammenhang ist aber längst nicht so eindeutig und einfach. Was eine Zinswende für Immobilien, Gold und Aktien bedeuten würde.

Bald ist es so weit: Die Zentralbanken werden vermutlich ab Mitte 2024 die Zinssenkungen einleiten. Für Anleger sind das oberflächlich betrachtet gute Nachrichten: Sachwerte wie Immobilien, Aktien und Gold steigen seit den Siebzigerjahren im Wert, wenn die Zinsen sinken. Allerdings ist diese Betrachtung zu eindimensional. Das zeigt sich, wenn man die langfristigen Entwicklungen nebeneinanderlegt. Seit den Achtzigern haben sowohl Sachwerte als auch Zinsen zugelegt. Es ist also nicht so einfach, weswegen wir einen genaueren Blick auf die Anlageklassen werfen.

Beginnen wir mit Gold. Das übliche Narrativ, hohe Zinsen würden Gold als Anlage unattraktiv machen, da Goldbarren bekanntlich keine Zinsen abwerfen, entspricht nicht der Realität. Als nämlich der Goldpreis bis 1980 besonders stark zugelegt hatte, waren die Zinsen ebenfalls auf ein hohes Niveau zwischen 10 und 13 Prozent geklettert. Der Verfall des Goldpreises in den folgenden 20 Jahren von 850 US-Dollar auf 258 US-Dollar war von einem weltweiten Zinsrückgang von über 10 Prozentpunkten auf 4 Prozent begleitet; sinkende Zinsen hatten also nicht geholfen. Ein deutlich aussagekräftigerer Zusammenhang war lange der mit der Rendite inflationsgeschützter US-Staatsanleihen. Nur ist auch diese Korrelation seit Anfang 2022 nicht mehr da. Vermutlich machen sich viele Anleger zu viele Sorgen um die finanzielle Stabilität der USA aufgrund der steigenden Rüstungsausgaben. Ein sinkender Zins wird nach vorn dennoch dem Gold nicht schaden.

Auch bei Immobilien gilt, dass nicht nur der Zins, sondern auch die Inflation die Preisbildung beeinflusst. Dabei wird allerdings nicht der einfache Preistrend wie beim Gold, sondern das Pro-Kopf-Einkommen des jeweiligen Landes verwendet, aus dem die Kaufpreise, die Mieten und die Hypothekenzinsen bezahlt werden müssen. Das Pro-Kopf-Einkommen ist der Basistrend, dem die Wohnimmobilienpreise folgen. Allerdings gibt es einen stabilen und wirtschaftlich logischen Zusammenhang zwischen sinkenden Hypothekenzinsen und sinkenden Ertragserwartungen, bestehend aus Mietrendite und Durchschnittsinflation der letzten zehn Jahre. Da wir davon ausgehen, dass die Durchschnittsinflation in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird, dürften auch die Ertragserwartungen deutlich zunehmen, entsprechend auch die Immobilienpreise.

Für Aktien sollten sinkende Zinsen eigentlich immer vorteilhaft sein. Die meisten Firmen sind mehr oder weniger hoch verschuldet und profitieren daher direkt von sinkenden Zinsen, indem die eigenen Schulden weniger Zinskosten verursachen. Außerdem werden dadurch für die Kunden der Firmen, die ihre Einkäufe mit Krediten, Ratenzahlungen oder Leasing tätigen, diese Finanzierungsformen billiger; es kann mehr gekauft werden. Schließlich machen sinkende Zinsen Geldanlagen wie Sparkonten oder Anleihen im Vergleich zu Aktien unattraktiver. Dieser Effekt gilt auch heute wieder, auch wenn er in den vergangenen Jahrzehnten teilweise abgeschwächt war, da Anleger aufgrund diverser Krisen Bedenken bezüglich der Stabilität des Finanzsystems hatten. Das beherzte Einschreiten der Zentralbanken etwa während der Coronakrise half hier aber.

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Über den Autor

Reinhard Panse

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Reinhard Panse ist Chief Investment Officer und Mitgründer der FINVIA Family Office GmbH. Bis Februar 2020 war Reinhard Panse Mitglied der Geschäftsführung und Chief Investment Officer für die im Eigentum der Familie Harald Quandt stehende HQ Trust GmbH. Von 2004 bis zum Eintritt in die HQ Trust GmbH im Jahre 2011 war Reinhard Panse Chief Investment Officer des in der UBS Deutschland AG geschaffenenGeschäftsbereichs UBS Sauerborn. Ab 2001 war Reinhard Panse Mitglied des Vorstands der Sauerborn Trust AG bzw. der Rechtsvorgänger. Er verantwortete die Investmentstrategie und gestaltete federführend die ganzheitliche Vermögensbetreuung und -verwaltung großer Privatvermögen. Begonnen hat Reinhard Panse mit der Übernahme von Kapitalmarkt- und Kundenbetreuungstätigkeiten bei der Feri GmbH im Jahre 1989, nachdem er eine eigene Vermögensverwaltung als Geschäftsführer gegründet und geführt hatte.

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