Reinhard Panses Positionen
Reinhard Panses Positionen
Podcast
Seit über fünf Jahrzehnten wiederholt sich am Kapitalmarkt ein vertrautes Schauspiel: Euphorie, Übertreibung und schließlich Ernüchterung. Ob Gold in den 70ern, Japan-Aktien in den 80ern, Internetwerte um die Jahrtausendwende oder der chinesische Immobilienboom der 2010er – jede Dekade brachte ihre eigene Blase hervor. Jede dieser Bewegungen war getrieben von einer Idee, die als alternativlos galt. Jede versprach eine neue Ära. Und jede endete in Ernüchterung.
Die aktuelle KI-Welle erfüllt viele klassische Blasenmuster: Explosionsartige Kursanstiege, überbordende Investitionspläne und der Glaube, dass diesmal alles anders sei. McKinsey schätzt, dass bis 2030 weltweit 6.700 Milliarden US-Dollar in KI-Rechenzentren fließen könnten – allein in den USA entspräche das rund zwei Prozent des Volkseinkommens pro Jahr, wenn die Hälfte dieses Betrages auf die USA entfallen würde. Sollte sich herausstellen, dass viele dieser Investitionen keine ausreichende Rendite erwirtschaften, dürfte dies die US-Konjunktur deutlich bremsen. Erste Warnzeichen gibt es bereits: OpenAI, der Betreiber von ChatGPT, zählt 700 Millionen wöchentliche Nutzer, doch nahezu 90 % davon nutzen ausschließlich die kostenlose Version, was die Profitabilität der Branche infrage stellt.
Auch bei Nvidia, dem größten Anbieter von KI-Chips, zeigen sich Risse: Um die Nachfrage aufrechtzuerhalten, finanziert das Unternehmen seine eigenen Kunden. Deren Schulden belaufen sich inzwischen auf 28 Milliarden US-Dollar, rund 85 % des Quartalsumsatzes. Gleichzeitig verkaufen die Nvidia-Insider seit Monaten in großem Stil ihre eigenen Aktien. Der Markt feiert derweil weiter.
Unsere langfristigen Bewertungsmodelle haben in der Vergangenheit wiederholt geholfen, Blasen frühzeitig zu erkennen – etwa bei Gold Anfang 1980, bei japanischen Aktien 1990 oder bei Technologie- und Telekomwerten im Jahr 2000. Heute zeigen sie erneut extreme Überbewertungen, insbesondere in den USA: Die Risikoprämie auf Aktien liegt dort mit 0,7 % auf dem Niveau der Dotcom-Ära. Gleichzeitig halten US-Haushalte so viele Aktien wie nie zuvor.
Natürlich wird KI unsere Welt verändern. Aber nicht jede Revolution belohnt jene, die sie auslösen. Häufig profitieren die Anwender mehr als die Pioniere – jene, die effizient nutzen, was andere teuer aufgebaut haben. Die Frage lautet deshalb nicht, ob KI bleibt, sondern wer nach der Euphorie übrig bleibt.
Das heißt nicht, dass der Abschwung unmittelbar bevorsteht, Blasen können sich über Jahre weiter aufblähen. Doch wenn etwas watschelt wie eine Ente, quakt wie eine Ente und schwimmt wie eine Ente, sollte man zumindest in Erwägung ziehen, dass es sich – nun ja – um eine Ente handeln könnte.

Reinhard Panses Positionen
Milliarden fließen in KI, die Bewertungen steigen rasant. Doch hinter der Euphorie lauern alte Muster.
Seit über fünf Jahrzehnten wiederholt sich am Kapitalmarkt ein vertrautes Schauspiel: Euphorie, Übertreibung und schließlich Ernüchterung. Ob Gold in den 70ern, Japan-Aktien in den 80ern, Internetwerte um die Jahrtausendwende oder der chinesische Immobilienboom der 2010er – jede Dekade brachte ihre eigene Blase hervor. Jede dieser Bewegungen war getrieben von einer Idee, die als alternativlos galt. Jede versprach eine neue Ära. Und jede endete in Ernüchterung.
Die aktuelle KI-Welle erfüllt viele klassische Blasenmuster: Explosionsartige Kursanstiege, überbordende Investitionspläne und der Glaube, dass diesmal alles anders sei. McKinsey schätzt, dass bis 2030 weltweit 6.700 Milliarden US-Dollar in KI-Rechenzentren fließen könnten – allein in den USA entspräche das rund zwei Prozent des Volkseinkommens pro Jahr, wenn die Hälfte dieses Betrages auf die USA entfallen würde. Sollte sich herausstellen, dass viele dieser Investitionen keine ausreichende Rendite erwirtschaften, dürfte dies die US-Konjunktur deutlich bremsen. Erste Warnzeichen gibt es bereits: OpenAI, der Betreiber von ChatGPT, zählt 700 Millionen wöchentliche Nutzer, doch nahezu 90 % davon nutzen ausschließlich die kostenlose Version, was die Profitabilität der Branche infrage stellt.
Auch bei Nvidia, dem größten Anbieter von KI-Chips, zeigen sich Risse: Um die Nachfrage aufrechtzuerhalten, finanziert das Unternehmen seine eigenen Kunden. Deren Schulden belaufen sich inzwischen auf 28 Milliarden US-Dollar, rund 85 % des Quartalsumsatzes. Gleichzeitig verkaufen die Nvidia-Insider seit Monaten in großem Stil ihre eigenen Aktien. Der Markt feiert derweil weiter.
Unsere langfristigen Bewertungsmodelle haben in der Vergangenheit wiederholt geholfen, Blasen frühzeitig zu erkennen – etwa bei Gold Anfang 1980, bei japanischen Aktien 1990 oder bei Technologie- und Telekomwerten im Jahr 2000. Heute zeigen sie erneut extreme Überbewertungen, insbesondere in den USA: Die Risikoprämie auf Aktien liegt dort mit 0,7 % auf dem Niveau der Dotcom-Ära. Gleichzeitig halten US-Haushalte so viele Aktien wie nie zuvor.
Natürlich wird KI unsere Welt verändern. Aber nicht jede Revolution belohnt jene, die sie auslösen. Häufig profitieren die Anwender mehr als die Pioniere – jene, die effizient nutzen, was andere teuer aufgebaut haben. Die Frage lautet deshalb nicht, ob KI bleibt, sondern wer nach der Euphorie übrig bleibt.
Das heißt nicht, dass der Abschwung unmittelbar bevorsteht, Blasen können sich über Jahre weiter aufblähen. Doch wenn etwas watschelt wie eine Ente, quakt wie eine Ente und schwimmt wie eine Ente, sollte man zumindest in Erwägung ziehen, dass es sich – nun ja – um eine Ente handeln könnte.
Über den Autor
Reinhard Panse


Reinhard Panse ist Chief Investment Officer und Mitgründer der FINVIA Family Office GmbH. Bis Februar 2020 war Reinhard Panse Mitglied der Geschäftsführung und Chief Investment Officer für die im Eigentum der Familie Harald Quandt stehende HQ Trust GmbH. Von 2004 bis zum Eintritt in die HQ Trust GmbH im Jahre 2011 war Reinhard Panse Chief Investment Officer des in der UBS Deutschland AG geschaffenenGeschäftsbereichs UBS Sauerborn. Ab 2001 war Reinhard Panse Mitglied des Vorstands der Sauerborn Trust AG bzw. der Rechtsvorgänger. Er verantwortete die Investmentstrategie und gestaltete federführend die ganzheitliche Vermögensbetreuung und -verwaltung großer Privatvermögen. Begonnen hat Reinhard Panse mit der Übernahme von Kapitalmarkt- und Kundenbetreuungstätigkeiten bei der Feri GmbH im Jahre 1989, nachdem er eine eigene Vermögensverwaltung als Geschäftsführer gegründet und geführt hatte.