Man sollte meinen, dass das aktuelle Marktumfeld den meisten Investoren Angst machen könnte. Immerhin hat die Fed gerade einen gigantischen Zinssprung um 0,75 Prozentpunkte hingelegt, was in früheren Jahren zu einem Beben an den Märkten geführt hätte. Wer aber am Tag nach der Fed-Entscheidung auf die Aktienkurse beispielsweise im Dow Jones schaute, der musste feststellen: Die Anleger haben zugeschlagen und das nicht zu knapp. Das wirft die Frage auf: Ist das klug?
Die knappe Antwort: Ja. Denn die aktuelle Entwicklung an den Märkten und in der Wirtschaft konnten wir in den vergangenen Dekaden immer wieder beobachten. Erst steigen Inflationsraten aufgrund einer starken Wirtschaft, woraufhin die Zentralbanken eingreifen und die Zinsen erhöhen, was die Kurse von Aktien und Anleihen fallen lässt. Daneben steigen Kosten für Kredite bei Unternehmen, die Attraktivität von Anleihen steigt, die von Aktien sinkt. Ein paar Schritte weiter folgt dann das, wovor Ökonomen gern warnen: die Rezession.
Der geneigte Investor könnte nun aus dieser Beobachtung den Schluss ziehen, dass ein Verkauf von Aktien zum jetzigen Zeitpunkt klug wäre, sind doch fallende Kurse zu erwarten. Das wäre aber zu kurz gedacht. Denn allen Rezessionen ist gemeinsam, dass die Aktienmärkte bereits vor dem Tiefpunkt der Konjunktur wieder ansteigen und von ihrem Tiefpunkt bis zur Konjunkturerholung in den drei auf den Konjunkturtiefpunkt folgenden Quartalen Kursgewinne von 23% bis 64% erwirtschaftet haben – und das in weniger als 15 Monaten. Deshalb ist es auch jetzt ratsam, wieder Aktien zu kaufen statt zu verkaufen. Man könnte sagen: Die Aktie ist tot, lang lebe die Aktie.