Alternative Investments
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Podcast
Wenn Banken sich zurückziehen, entstehen neue Wege. Dort, wo klassische Kreditvergabe an ihre Grenzen stößt, tritt eine Anlageklasse auf den Plan, die Milliarden an Finanzierungen für den Mittelstand bereitstellt: Private Debt. In Teil 1 „Private Debt: Die stille Kraft im Portfolio“ haben wir beleuchtet, warum Private Debt gerade jetzt an Relevanz gewinnt und welche Rolle die Anlageklasse im Portfolio spielt.
In diesem Teil gehen wir einen Schritt weiter: Welche Segmente sind derzeit besonders attraktiv? Was trennt erfolgreiche von weniger erfolgreichen Managern? Und wie wird sich der Markt künftig verändern?
Darüber haben wir mit StepStone, einem der weltweit führenden Investoren im Bereich Private Markets gesprochen. Das Unternehmen investiert seit vielen Jahren in Private-Debt-Strategien und bietet institutionellen wie privaten Anlegern Zugang zu einem breiten Spektrum globaler Kreditinvestments.
StepStone: Wir beobachten in Europa eine strukturelle Finanzierungslücke. Viele mittelständische Unternehmen – typischerweise mit Jahresergebnissen (EBITDA) zwischen 10 und 100 Millionen Euro – haben solide Geschäftsmodelle, aber eingeschränkten Zugang zu Bankkrediten. Private-Debt-Manager schließen diese Lücke. Der Anteil privater Kreditvergaben liegt in Europa zwar bislang unter fünfzehn Prozent des gesamten Marktes an potentiellen Kreditnehmern – entsprechend groß ist daher das Wachstumspotenzial. Für Investoren entstehen daraus attraktive Zinsaufschläge von rund 5 bis 7 Prozentpunkten über Euribor, meist mit variabler Verzinsung und quartalsweisen Ausschüttungen. Das sorgt für planbare Erträge und schützt gleichzeitig vor Zinsänderungsrisiken.
StepStone: Ja, deutlich. Europa holt stark auf, bleibt aber im Vergleich zum US-Markt fragmentierter und genau das ist ein Vorteil. Die Vielfalt sorgt oft für bessere Kreditkonditionen, weil die Märkte kleiner, die Verhandlungen individueller und die Prozesse weniger standardisiert sind. Die aktivsten Märkte sind derzeit Großbritannien (ca. 34 %), Frankreich (rund 24 %) und auch der deutsche Markt dürfte wieder anziehen, sobald das M&A-Volumen steigt.
Besonders interessant sind hier Branchen mit nachhaltiger Ertragskraft: Software- und Technologieunternehmen, Gesundheits-Dienstleister und Professional Services. Diese Sektoren zeichnen sich durch wiederkehrende Umsätze, hohe Cashflow-Konversion und geringe Zyklizität aus, was man in einer Kreditportfoliostruktur sucht.
StepStone: Das Rückgrat der Assetklasse bildet weiterhin Direct Lending, also klassische, besicherte Kredite an mittelständische Unternehmen. Diese Strukturen bieten planbare Erträge und Sicherheit, weil sie meist an erster Stelle in der Kapitalstruktur stehen.
Daneben gewinnen Spezialfinanzierungen an Bedeutung – etwa in Sektoren oder Regionen, in denen Banken nur eingeschränkt aktiv sind. Dort lassen sich häufig zusätzliche Renditeprämien erzielen, allerdings erfordern diese Transaktionen mehr Erfahrung und Detailarbeit.
Attraktiv bleiben außerdem Co-Investments, etwa bei Buy-and-Build-Strategien. Ein Beispiel: Die Finanzierung eines deutschen Laborbetreibers mit rund 60 Millionen Euro EBITDA wurde mit 625 Basispunkten über Euribor strukturiert – eine erwartete Rendite von rund 8 bis 9 Prozent jährlich, bei hoher Sicherheitenqualität und klarer Exit-Strategie.
StepStone: Private Debt ist kein passives Kreditgeschäft, sondern ein aktiver Auswahlprozess. Wir sehen fünf Erfolgsfaktoren, die über den langfristigen Erfolg entscheiden:
StepStone: Ja. Neben Renditekennzahlen sollte man auf Faktoren wie niedrige Ausfallquoten, hohe Wiedergewinnungsraten, breite Diversifikation und langjährige Team-Erfahrung achten. Qualität zeigt sich dort, wo Disziplin wichtiger ist als Wachstum um jeden Preis.
StepStone: Ja, wenn die Struktur stimmt. Historisch lagen Ausfallraten bei rund 3–4 % pro Jahr, während im Durchschnitt 70 bis 90 % des investierten Kapitals zurückgewonnen werden konnten. Das ergibt Verlustquoten von unter 1 % jährlich – bemerkenswert stabil im Vergleich zu vielen anderen Anlageklassen.
Der Schlüssel liegt in der Kombination aus guten Sicherheiten, variabler Verzinsung und aktivem Monitoring. Manager, die Unternehmen eng begleiten, haben die Möglichkeit, frühzeitig zu reagieren, bspw. durch Anpassungen der Kreditbedingungen oder zusätzliche Sicherheiten.
StepStone: Zum einen tendiert der Markt dazu, zunehmend institutioneller zu werden. Immer mehr große Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen oder Family Offices integrieren Private Debt fest in ihre Portfolios. Das führt zu mehr Professionalität und Skaleneffekten.
Zum anderen entstehen neue Produktstrukturen. Fonds mit Evergreen- oder ELTIF-Konzepten ermöglichen eine laufende Investition ab dem ersten Tag mit regelmäßigen Ausschüttungen und begrenzter Liquidität. Das spricht Investoren an, die stabile Erträge suchen, aber nicht dauerhaft gebunden sein möchten.
Und schließlich wird die ESG-Integration wichtiger. Nachhaltigkeitskriterien gehören heute zum Standard. Investoren erwarten Transparenz darüber, wie Kreditnehmer mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen umgehen – und Manager, die diese Faktoren aktiv in ihre Kreditprüfung einbeziehen.
Herzlichen Dank an Fabian Körzendörfer, Partner im Private Debt Research Team von StepStone, der uns im Gespräch spannende Einblicke in den Private-Debt-Markt gegeben hat.
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Im Interview mit StepStone blicken wir auf die Erfolgsfaktoren im europäischen Private-Debt-Markt: Welche Segmente bieten die größten Chancen und worauf sollten Investoren bei der Managerauswahl achten?
Wenn Banken sich zurückziehen, entstehen neue Wege. Dort, wo klassische Kreditvergabe an ihre Grenzen stößt, tritt eine Anlageklasse auf den Plan, die Milliarden an Finanzierungen für den Mittelstand bereitstellt: Private Debt. In Teil 1 „Private Debt: Die stille Kraft im Portfolio“ haben wir beleuchtet, warum Private Debt gerade jetzt an Relevanz gewinnt und welche Rolle die Anlageklasse im Portfolio spielt.
In diesem Teil gehen wir einen Schritt weiter: Welche Segmente sind derzeit besonders attraktiv? Was trennt erfolgreiche von weniger erfolgreichen Managern? Und wie wird sich der Markt künftig verändern?
Darüber haben wir mit StepStone, einem der weltweit führenden Investoren im Bereich Private Markets gesprochen. Das Unternehmen investiert seit vielen Jahren in Private-Debt-Strategien und bietet institutionellen wie privaten Anlegern Zugang zu einem breiten Spektrum globaler Kreditinvestments.
StepStone: Wir beobachten in Europa eine strukturelle Finanzierungslücke. Viele mittelständische Unternehmen – typischerweise mit Jahresergebnissen (EBITDA) zwischen 10 und 100 Millionen Euro – haben solide Geschäftsmodelle, aber eingeschränkten Zugang zu Bankkrediten. Private-Debt-Manager schließen diese Lücke. Der Anteil privater Kreditvergaben liegt in Europa zwar bislang unter fünfzehn Prozent des gesamten Marktes an potentiellen Kreditnehmern – entsprechend groß ist daher das Wachstumspotenzial. Für Investoren entstehen daraus attraktive Zinsaufschläge von rund 5 bis 7 Prozentpunkten über Euribor, meist mit variabler Verzinsung und quartalsweisen Ausschüttungen. Das sorgt für planbare Erträge und schützt gleichzeitig vor Zinsänderungsrisiken.
StepStone: Ja, deutlich. Europa holt stark auf, bleibt aber im Vergleich zum US-Markt fragmentierter und genau das ist ein Vorteil. Die Vielfalt sorgt oft für bessere Kreditkonditionen, weil die Märkte kleiner, die Verhandlungen individueller und die Prozesse weniger standardisiert sind. Die aktivsten Märkte sind derzeit Großbritannien (ca. 34 %), Frankreich (rund 24 %) und auch der deutsche Markt dürfte wieder anziehen, sobald das M&A-Volumen steigt.
Besonders interessant sind hier Branchen mit nachhaltiger Ertragskraft: Software- und Technologieunternehmen, Gesundheits-Dienstleister und Professional Services. Diese Sektoren zeichnen sich durch wiederkehrende Umsätze, hohe Cashflow-Konversion und geringe Zyklizität aus, was man in einer Kreditportfoliostruktur sucht.
StepStone: Das Rückgrat der Assetklasse bildet weiterhin Direct Lending, also klassische, besicherte Kredite an mittelständische Unternehmen. Diese Strukturen bieten planbare Erträge und Sicherheit, weil sie meist an erster Stelle in der Kapitalstruktur stehen.
Daneben gewinnen Spezialfinanzierungen an Bedeutung – etwa in Sektoren oder Regionen, in denen Banken nur eingeschränkt aktiv sind. Dort lassen sich häufig zusätzliche Renditeprämien erzielen, allerdings erfordern diese Transaktionen mehr Erfahrung und Detailarbeit.
Attraktiv bleiben außerdem Co-Investments, etwa bei Buy-and-Build-Strategien. Ein Beispiel: Die Finanzierung eines deutschen Laborbetreibers mit rund 60 Millionen Euro EBITDA wurde mit 625 Basispunkten über Euribor strukturiert – eine erwartete Rendite von rund 8 bis 9 Prozent jährlich, bei hoher Sicherheitenqualität und klarer Exit-Strategie.
StepStone: Private Debt ist kein passives Kreditgeschäft, sondern ein aktiver Auswahlprozess. Wir sehen fünf Erfolgsfaktoren, die über den langfristigen Erfolg entscheiden:
StepStone: Ja. Neben Renditekennzahlen sollte man auf Faktoren wie niedrige Ausfallquoten, hohe Wiedergewinnungsraten, breite Diversifikation und langjährige Team-Erfahrung achten. Qualität zeigt sich dort, wo Disziplin wichtiger ist als Wachstum um jeden Preis.
StepStone: Ja, wenn die Struktur stimmt. Historisch lagen Ausfallraten bei rund 3–4 % pro Jahr, während im Durchschnitt 70 bis 90 % des investierten Kapitals zurückgewonnen werden konnten. Das ergibt Verlustquoten von unter 1 % jährlich – bemerkenswert stabil im Vergleich zu vielen anderen Anlageklassen.
Der Schlüssel liegt in der Kombination aus guten Sicherheiten, variabler Verzinsung und aktivem Monitoring. Manager, die Unternehmen eng begleiten, haben die Möglichkeit, frühzeitig zu reagieren, bspw. durch Anpassungen der Kreditbedingungen oder zusätzliche Sicherheiten.
StepStone: Zum einen tendiert der Markt dazu, zunehmend institutioneller zu werden. Immer mehr große Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen oder Family Offices integrieren Private Debt fest in ihre Portfolios. Das führt zu mehr Professionalität und Skaleneffekten.
Zum anderen entstehen neue Produktstrukturen. Fonds mit Evergreen- oder ELTIF-Konzepten ermöglichen eine laufende Investition ab dem ersten Tag mit regelmäßigen Ausschüttungen und begrenzter Liquidität. Das spricht Investoren an, die stabile Erträge suchen, aber nicht dauerhaft gebunden sein möchten.
Und schließlich wird die ESG-Integration wichtiger. Nachhaltigkeitskriterien gehören heute zum Standard. Investoren erwarten Transparenz darüber, wie Kreditnehmer mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen umgehen – und Manager, die diese Faktoren aktiv in ihre Kreditprüfung einbeziehen.
Herzlichen Dank an Fabian Körzendörfer, Partner im Private Debt Research Team von StepStone, der uns im Gespräch spannende Einblicke in den Private-Debt-Markt gegeben hat.
Über den Autor
Jan Hoffmann
Jan Hoffmann verantwortet als Head of Alternative Investments die Portfoliokonstruktion und Managerselektion im Bereich Alternatives und ist Geschäftsführer der FINVIA Alternative Investments GmbH sowie der FINVIA Alternative Management Sàrl in Luxemburg.
Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Beratung privater und institutioneller Kunden beim Aufbau von Private Equity, Private Debt und Infrastrukturportfolien. Zuvor war er neun Jahre bei HQ Trust GmbH - dem Family Office der Harald Quandt Familie - als Leiter Private Equity und Private Debt beschäftigt. Zu seinen weiteren Stationen zählt UBS Sauerborn, hier war Herr Hoffmann als Associate Director im Bereich Private Equity aktiv. Jan Hoffmann ist Diplom-Volkswirt (Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg) und absolvierte ein Kompaktstudium Private Equity an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht (Private Equity-Advisor EBS/BAI).