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Von ESG zu Impact, oder: von der Pflicht zur Kür

8.4.2022

Im Jahr 1970 propagierte Milton Friedman „The responsibility of business is to increase its profits”. In einem kapitalistischen Wirtschaftssystem mit freier Marktwirtschaft, so argumentierte der berühmte Ökonom, seien Unternehmen, die eine "verantwortungsvolle" Haltung einnähmen, weniger wettbewerbsfähig. Seither hat sich viel verändert. Eine Gewinnerzielung um jeden Preis ist mittlerweile out. Denn mit der Gewinnerzielung geht immer auch ein ökologischer und sozialer Preis einher, der sich in den Kapitalkosten eines Unternehmens niederschlägt.

„Companies failing to meet investor expectations on environmental, social and governance factors risk losing access to capital markets”, stellte Ernst & Young in einer institutionellen Investorenumfrage im Jahr 2020 fest. Für zukunftsorientierte Unternehmen wird es somit zur Pflicht, ihre Geschäftsmodelle und Betriebsabläufe auf ökologische, soziale sowie Governance Aspekte hin zu überprüfen und auszurichten. Inzwischen sind die meisten Unternehmen bestrebt, aus ESG-Perspektive gut dazustehen. ESG steht dabei für "Environmental, Social and Corporate Governance", also die nachhaltigkeitsbezogenen, unternehmensrelevanten Bereiche Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die „ESG-Brille“ vor allem die Risikoperspektive der Nachhaltigkeit betrachtet. Zumeist bestehen die Bemühungen aus der Verminderung negativer Auswirkungen, die das Unternehmen verursacht (CO2 Belastungen, Ressourcenverbrauch, Abfälle, Emissionen), und weniger in positiven Beiträgen zur Lösung der gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsherausforderungen.

Mehr ESG-Schein als Sein?

Ein gutes ESG-Rating bedeutet also noch nicht, dass ein Unternehmen grundsätzlich besonders nachhaltig ist. Im Gegenteil – ein Auszug aus “The world may be better off without ESG Investing” des Stanford Social Innovation Review vom 14.07.2021 betont, dass die meisten Ratings nichts mit der tatsächlichen Unternehmensverantwortung in Bezug auf ESG-Faktoren zu tun haben. Wie der Artikel konkretisiert, messen ESG-Ratings vielmehr das Ausmaß, in dem der wirtschaftliche Wert eines Unternehmens aufgrund von ESG-Faktoren gefährdet ist. So kann ein Unternehmen beispielsweise eine erhebliche Menge an Emissionen verursachen und dennoch eine gute ESG-Bewertung erhalten, wenn die Rating-Gesellschaft der Ansicht ist, dass das umweltschädigende Verhalten gut gehandhabt wird oder den finanziellen Wert des Unternehmens nicht gefährdet.

Die ESG-Perspektive beleuchtet also vornehmlich potenzielle ESG-Risiken bzw. ESG-Chancen. Sie sagt jedoch noch nichts darüber aus, inwieweit das Geschäftsmodell des Unternehmens, seine Produkte und Dienstleistungen nachhaltig sind oder sogar einen positiven ökologischen und/oder sozialen Beitrag für die Wirtschaft oder die Gesellschaft leisten. Letzteres ist mit dem Begriff „Impact“ oder zu Deutsch „Wirkungserzielung“ gemeint.

Die (wirklich) nachhaltige Geldanlage

Das Impact Investment markiert ein neues Zeitalter des Investierens. Verantwortungsvolles Investieren wurde insbesondere in der Generation der Millennials (18-35-Jährige) in den letzten Jahren immer relevanter (Quelle: Schroders Global Investor Study, 2016). Wer als Anleger mit seinen Investments eine positive soziale und/oder ökologische Wirkung („Impact“) erzielen möchte, sollte allerdings sorgfältig prüfen, ob ein Investmentangebot auch tatsächlich Wirkung erzielt und nicht nur mit einem Impact-Label versehen ist.

Fraglich ist beispielsweise, wie ein Fonds, der liquide am Sekundärmarkt gehandelt wird, durch einen Anteilstausch zwischen den Aktionären Impact erzeugen kann. Das investierte Geld fließt hierbei nicht dem Unternehmen zu, sondern wechselt lediglich den Besitzer. Echtes Impact Investing findet vielmehr dort statt, wo mit additivem Kapital sowie einem konkret festgelegten transformativen Ziel eine Investition in ökologischer und/oder sozialer Hinsicht realisiert wird. Davon abgesehen sollte der Zielerreichungsgrad und der damit verbundene „Impact“ fortlaufend geprüft werden.

Legt man dieses Verständnis von Impact Investing zugrunde, eignen sich Private Markets besonders gut für das verantwortungsvolle Investieren. Was den geneigten Impact Investor zudem noch erfreuen dürfte: auf eine marktübliche Rendite muss nicht verzichtet werden! Im Private Equity Segment beispielsweise betrugen die tatsächlich erzielten IRR’s (Internal Rate of Return) seit Auflage zwischen 16-18% p.a. brutto (Quelle: GIIN, Annual Impact Investor Survey, 2020).

Mehr dazu in meinem nächsten Blog-Beitrag, den Sie hier lesen.

Von ESG zu Impact, oder: von der Pflicht zur Kür

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Von ESG zu Impact, oder: von der Pflicht zur Kür

8.4.2022

Barbara Wokurka

Gutes für die Umwelt und die Gesellschaft tun und daran mitverdienen: klingt verlockend. Doch so einfach ist die Sache nicht. Obwohl ESG und Impact Investing gerne in einem Atemzug genannt werden, unterscheiden sich ihre Ansätze voneinander. Wo können Anleger eine (wirklich) nachhaltige Geldanlage erwarten?

Im Jahr 1970 propagierte Milton Friedman „The responsibility of business is to increase its profits”. In einem kapitalistischen Wirtschaftssystem mit freier Marktwirtschaft, so argumentierte der berühmte Ökonom, seien Unternehmen, die eine "verantwortungsvolle" Haltung einnähmen, weniger wettbewerbsfähig. Seither hat sich viel verändert. Eine Gewinnerzielung um jeden Preis ist mittlerweile out. Denn mit der Gewinnerzielung geht immer auch ein ökologischer und sozialer Preis einher, der sich in den Kapitalkosten eines Unternehmens niederschlägt.

„Companies failing to meet investor expectations on environmental, social and governance factors risk losing access to capital markets”, stellte Ernst & Young in einer institutionellen Investorenumfrage im Jahr 2020 fest. Für zukunftsorientierte Unternehmen wird es somit zur Pflicht, ihre Geschäftsmodelle und Betriebsabläufe auf ökologische, soziale sowie Governance Aspekte hin zu überprüfen und auszurichten. Inzwischen sind die meisten Unternehmen bestrebt, aus ESG-Perspektive gut dazustehen. ESG steht dabei für "Environmental, Social and Corporate Governance", also die nachhaltigkeitsbezogenen, unternehmensrelevanten Bereiche Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die „ESG-Brille“ vor allem die Risikoperspektive der Nachhaltigkeit betrachtet. Zumeist bestehen die Bemühungen aus der Verminderung negativer Auswirkungen, die das Unternehmen verursacht (CO2 Belastungen, Ressourcenverbrauch, Abfälle, Emissionen), und weniger in positiven Beiträgen zur Lösung der gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsherausforderungen.

Mehr ESG-Schein als Sein?

Ein gutes ESG-Rating bedeutet also noch nicht, dass ein Unternehmen grundsätzlich besonders nachhaltig ist. Im Gegenteil – ein Auszug aus “The world may be better off without ESG Investing” des Stanford Social Innovation Review vom 14.07.2021 betont, dass die meisten Ratings nichts mit der tatsächlichen Unternehmensverantwortung in Bezug auf ESG-Faktoren zu tun haben. Wie der Artikel konkretisiert, messen ESG-Ratings vielmehr das Ausmaß, in dem der wirtschaftliche Wert eines Unternehmens aufgrund von ESG-Faktoren gefährdet ist. So kann ein Unternehmen beispielsweise eine erhebliche Menge an Emissionen verursachen und dennoch eine gute ESG-Bewertung erhalten, wenn die Rating-Gesellschaft der Ansicht ist, dass das umweltschädigende Verhalten gut gehandhabt wird oder den finanziellen Wert des Unternehmens nicht gefährdet.

Die ESG-Perspektive beleuchtet also vornehmlich potenzielle ESG-Risiken bzw. ESG-Chancen. Sie sagt jedoch noch nichts darüber aus, inwieweit das Geschäftsmodell des Unternehmens, seine Produkte und Dienstleistungen nachhaltig sind oder sogar einen positiven ökologischen und/oder sozialen Beitrag für die Wirtschaft oder die Gesellschaft leisten. Letzteres ist mit dem Begriff „Impact“ oder zu Deutsch „Wirkungserzielung“ gemeint.

Die (wirklich) nachhaltige Geldanlage

Das Impact Investment markiert ein neues Zeitalter des Investierens. Verantwortungsvolles Investieren wurde insbesondere in der Generation der Millennials (18-35-Jährige) in den letzten Jahren immer relevanter (Quelle: Schroders Global Investor Study, 2016). Wer als Anleger mit seinen Investments eine positive soziale und/oder ökologische Wirkung („Impact“) erzielen möchte, sollte allerdings sorgfältig prüfen, ob ein Investmentangebot auch tatsächlich Wirkung erzielt und nicht nur mit einem Impact-Label versehen ist.

Fraglich ist beispielsweise, wie ein Fonds, der liquide am Sekundärmarkt gehandelt wird, durch einen Anteilstausch zwischen den Aktionären Impact erzeugen kann. Das investierte Geld fließt hierbei nicht dem Unternehmen zu, sondern wechselt lediglich den Besitzer. Echtes Impact Investing findet vielmehr dort statt, wo mit additivem Kapital sowie einem konkret festgelegten transformativen Ziel eine Investition in ökologischer und/oder sozialer Hinsicht realisiert wird. Davon abgesehen sollte der Zielerreichungsgrad und der damit verbundene „Impact“ fortlaufend geprüft werden.

Legt man dieses Verständnis von Impact Investing zugrunde, eignen sich Private Markets besonders gut für das verantwortungsvolle Investieren. Was den geneigten Impact Investor zudem noch erfreuen dürfte: auf eine marktübliche Rendite muss nicht verzichtet werden! Im Private Equity Segment beispielsweise betrugen die tatsächlich erzielten IRR’s (Internal Rate of Return) seit Auflage zwischen 16-18% p.a. brutto (Quelle: GIIN, Annual Impact Investor Survey, 2020).

Mehr dazu in meinem nächsten Blog-Beitrag, den Sie hier lesen.

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Über den Autor

Barbara Wokurka

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Barbara Wokurka verantwortet bei FINVIA das Impact Investing. Sie kann auf eine 30-jährige Berufserfahrung zurückblicken, in der sie für Finanzdienstleister und in der Realwirtschaft in den Bereichen Corporate Finance und Asset Management tätig war.

Das Fundament ihrer Karriere legte sie bei der Deutschen Bank in Frankfurt und London im Bereich Corporate Finance, bevor sie 1999 zur Porsche AG kam, um dort das Asset Management für den Konzern aufzubauen und zu leiten. Im Jahr 2007 wechselte sie zur Quoniam Asset Management GmbH, wo sie zunächst deutsche Tier-1 Kunden betreute und anschließend als Partner die Vertriebssteuerung für den internationalen Markt inklusive des Aufbaus und der Leitung der Quoniam Branch in London übernahm.

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