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Episode #8: Der Ausblick mit Reinhard Panse

30.11.2021

Polis

  • Gestiegene Inflationsraten in den Industrieländern und in Deutschland sind durch die im Frühjahr eingesetzte Nachfragebelebung in einem gewissen Umfang  transitorischer Natur. Teilweise entsteht sie aber auch durch längerfristige Effekte wie der Neuorganisation von Lieferketten und fehlenden Arbeitskräften. Letzteres wird über höhere Lohnforderungen auch strukturell die Inflationsraten antreiben.
  • Durch die negativen Realzinsen wird der Konsum gefördert. Eine Situation die mit den USA ab Mitte der 1960er Jahre vergleichbar ist. Eine Zinsfestsetzung bei expansiver Fiskalpolitik führte zu einer Flucht in den Konsum. Eine Reaktion die nun auch vermehrt einsetzen kann.
  • Demographische Probleme befeuern nicht nur strukturell die Inflation, sondern auch die (Staats-)Verschuldung. Es gibt zukünftig immer weniger Steuer- und Beitragszahler und mehr Empfänger von Transferzahlungen, die vor allem in Deutschland auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.
  • Zusätzlich führt die verschärfende Blockbildung (USA, China, Russland, Europa) zu einem abnehmenden Freihandel und reduziert damit den Wohlstand und Reichtum der Volkswirtschaften. Dadurch wird das Herauswachsen und die Rückführung von (Staats-)Schulden zusätzlich erschwert.
  • Demographie, abnehmende Globalisierung und sinkender Freihandel sind die nachhaltigen Faktoren, die die Staatsverschuldung und die Inflation strukturell nach oben treiben.

Entwicklung

  • Von Irrationalität in Form von Populismus profitieren nur (einige) Politiker. Die Bevölkerung leidet darunter. Sei es in Großbritannien, wo die Konsequenzen des Brexits nun spürbar sind oder bei Impfgegnern. Das Nicht-Impfen von vielen trifft über mehr Beschränkungen und mehr Krankheitsfälle die Wirtschaft und die Bevölkerung.
  • Eine CO2 -Steuer ist der einzig effiziente Weg, um durch die immanente Lenkungswirkung die Klimaziele umzusetzen bzw. zu erreichen. Die relativ höhere Belastung des ärmeren Bevölkerungsteils kann dabei, durch notwendiges soziales Abfedern der Steuereffekte, das Einfallstor für neue Populisten sein.
  • Dadurch kann die Effizienz der CO2 -Steuer in Mitleidenschaft gezogen werden. Es drohen Parallelen zum deutschen Sozialstaat. Statt das Konzept einer negativen Einkommensteuer einzuführen, werden aus politischem Kalkül allerlei Ausnahmen in Form von Transferzahlungen wie Mütterrente, Kindergeld, Facharbeiterrente, etc. geschaffen, die an der eigentlichen Zielgruppe vorbeigehen und die inhärente Ineffizienz einer staatlichen Umverteilung veranschaulichen.
  • Die Fixierung der Politik auf die Reduzierung des CO2 -Ausstoßes erschwert den Blick auf andere Lösungsansätze, die durch technischen Fortschritt möglich wären, wie bspw. die CO2 -Speicherung.
  • Naturschutz und Klimaschutz sind konkurrierende Ziele. Die Politik muss den Diskurs führen und entscheiden, in welchem Verhältnis die Ziele erreicht werden sollen. Beides gleichzeitig zu 100% ist nicht möglich.


Investments

  • Rentenanlagen weisen für die nächsten 10-Jahre real eine negative Ertragserwartung auf. Die Bonität der Investments hängt am Tropf der Zentralbanken und ist nur noch durch die Ankäufe der Zentralbanken sichergestellt.
  • Wohnimmobilien profitieren von der negativen (Real-)Verzinsung. Trotz der hohen Bewertungen und der vergangenen Wertsteigerungen werden die Preise weiter steigen.

Gründe für das weitere Ansteigen in Deutschland sind:

  • eine nicht zu beobachtende Ausweitung des Angebotes (eher das Gegenteil ist der Fall) durch Knappheit an Arbeitskräften, Ressourcen und ausgewiesenen Bauflächen.
  • Die gesamte Immobilienentwicklung in Deutschland (Mietertrag und Wertsteigerungen) kann sich in Deutschland durch das Niveau des Realzinses erklären lassen. So läge bei einem Realzins von 0% (+3% vom aktuellen Niveau) die erwartete Entwicklung bei 5% p.a.
  • Wohnneubauten von jährlich ca. 90 Mrd. EUR. stehen festverzinsliche Anlagen i.H.v. 6.000 Mrd. EUR gegenüber, aus denen bei steigenden Inflationszahlen Kapital in Immobilien umgelenkt werden würden.
  • Wer soll die neuen Häuser und Wohnungen in Anbetracht des Mangels an Arbeitskräften überhaupt bauen?
  • Gold wird in einem Umfeld steigender Inflationsraten und abnehmenden Vertrauens in Emittenten von festverzinslichen Papieren an Wert zulegen.
  • Aktienmärkte reagieren nicht eindeutig negativ auf Inflation, wie oftmals anhand der 1970er Jahre hergeleitet wird. Damals gab es rentable festverzinsliche Investmentopportunitäten. Positiv für die Aktienmärkte ist das Nicht-Bekämpfen der Inflation durch Zentralbanken und Staaten. An Kunden weitergegebene Preiserhöhungen, sinkender Einfluss von Personalkosten durch Digitalisierung und günstige Finanzierungskosten erhöhen die Profitabilität der Unternehmen zusätzlich.
  • Vor allem Gesundheitsaktien werden auch weiterhin ein relativ höheres Gewinnwachstum aufweisen und von dem eingesetzten Alterungsprozess der Bevölkerung sowie zunehmendem Wohlstand in Schwellenländern profitieren. Gleichzeitig ist der Sektor weniger konjunkturabhängig und weist ein normales historisches Bewertungsniveau auf.
  • Für Private Equity spricht, neben den obigen Vorteilen für andere Unternehmensbeteiligungsformen wie Aktien, die „Trägheit“ des Investments. Die Manager sind in Krisenzeiten nicht gezwungen das Unternehmen zu verkaufen und können es kontinuierlich weiterentwickeln. Gleiches gilt auch für Investoren, die den typischen „rein-und-raus“-Fehler von Aktienanlegern nicht begehen können. Ein Mehrertrag von mehreren Prozentpunkten p.a. gegenüber Aktien sollte mit der Anlageklasse Private Equity erzielbar sein.

Plateau

  • Inflation und (Staats-)Verschuldung werden steigen und Niedrigzinsen bzw. negative Realzinsen notwendig machen. Das spricht für steigende Substanzwerte.
  • Das Risiko von Substanzwerten in Form von höheren kurzfristigen Schwankungen muss von den Investoren akzeptiert werden, um langfristig nicht einen hohen und sicheren Kaufkraftverlust zu erleiden.

Spannende Fragestellungen und Ausblick auf 2022:

  • Wird sich die Inflation im Jahr 2022 vielleicht doch nicht so stark abschwächen wie aktuell vermutet? Wird die aktuelle Inflationsprognose von FINVIA – 3% p.a. für die nächsten 10 Jahre – Konsens? Dann sollten im kommenden Jahr bereits vermehrt Portfolioumschichtungen in Sachwerte erfolgen und sich eine Inflationsmentalität festsetzen.
  • Das Comeback des Populismus – vor allem in der Person Donald Trump – bleibt genauso zu beobachten, wie die weitere Entwicklung der Dreiecksbeziehung zwischen China, Taiwan und den USA, die rund um das Thema Chipherstellung an Dynamik gewinnen könnte.
  • Die neue Bundesregierung ist für die Kapitalmärkte irrelevant. Positiv zu vermerken ist allerdings, dass die neue Regierung eine Regierung der Jungwähler ist und damit eine Hinwendung zum Thema „Zukunft“ im Fokus stehen sollte.


Episode #8: Der Ausblick mit Reinhard Panse

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Episode #8: Der Ausblick mit Reinhard Panse

30.11.2021

Reinhard Panse

Im Gespräch mit Christian Neuhaus legt Reinhard Panse regelmäßig seine ganzheitliche Analyse der Kapitalmärkte dar.

Polis

  • Gestiegene Inflationsraten in den Industrieländern und in Deutschland sind durch die im Frühjahr eingesetzte Nachfragebelebung in einem gewissen Umfang  transitorischer Natur. Teilweise entsteht sie aber auch durch längerfristige Effekte wie der Neuorganisation von Lieferketten und fehlenden Arbeitskräften. Letzteres wird über höhere Lohnforderungen auch strukturell die Inflationsraten antreiben.
  • Durch die negativen Realzinsen wird der Konsum gefördert. Eine Situation die mit den USA ab Mitte der 1960er Jahre vergleichbar ist. Eine Zinsfestsetzung bei expansiver Fiskalpolitik führte zu einer Flucht in den Konsum. Eine Reaktion die nun auch vermehrt einsetzen kann.
  • Demographische Probleme befeuern nicht nur strukturell die Inflation, sondern auch die (Staats-)Verschuldung. Es gibt zukünftig immer weniger Steuer- und Beitragszahler und mehr Empfänger von Transferzahlungen, die vor allem in Deutschland auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.
  • Zusätzlich führt die verschärfende Blockbildung (USA, China, Russland, Europa) zu einem abnehmenden Freihandel und reduziert damit den Wohlstand und Reichtum der Volkswirtschaften. Dadurch wird das Herauswachsen und die Rückführung von (Staats-)Schulden zusätzlich erschwert.
  • Demographie, abnehmende Globalisierung und sinkender Freihandel sind die nachhaltigen Faktoren, die die Staatsverschuldung und die Inflation strukturell nach oben treiben.

Entwicklung

  • Von Irrationalität in Form von Populismus profitieren nur (einige) Politiker. Die Bevölkerung leidet darunter. Sei es in Großbritannien, wo die Konsequenzen des Brexits nun spürbar sind oder bei Impfgegnern. Das Nicht-Impfen von vielen trifft über mehr Beschränkungen und mehr Krankheitsfälle die Wirtschaft und die Bevölkerung.
  • Eine CO2 -Steuer ist der einzig effiziente Weg, um durch die immanente Lenkungswirkung die Klimaziele umzusetzen bzw. zu erreichen. Die relativ höhere Belastung des ärmeren Bevölkerungsteils kann dabei, durch notwendiges soziales Abfedern der Steuereffekte, das Einfallstor für neue Populisten sein.
  • Dadurch kann die Effizienz der CO2 -Steuer in Mitleidenschaft gezogen werden. Es drohen Parallelen zum deutschen Sozialstaat. Statt das Konzept einer negativen Einkommensteuer einzuführen, werden aus politischem Kalkül allerlei Ausnahmen in Form von Transferzahlungen wie Mütterrente, Kindergeld, Facharbeiterrente, etc. geschaffen, die an der eigentlichen Zielgruppe vorbeigehen und die inhärente Ineffizienz einer staatlichen Umverteilung veranschaulichen.
  • Die Fixierung der Politik auf die Reduzierung des CO2 -Ausstoßes erschwert den Blick auf andere Lösungsansätze, die durch technischen Fortschritt möglich wären, wie bspw. die CO2 -Speicherung.
  • Naturschutz und Klimaschutz sind konkurrierende Ziele. Die Politik muss den Diskurs führen und entscheiden, in welchem Verhältnis die Ziele erreicht werden sollen. Beides gleichzeitig zu 100% ist nicht möglich.


Investments

  • Rentenanlagen weisen für die nächsten 10-Jahre real eine negative Ertragserwartung auf. Die Bonität der Investments hängt am Tropf der Zentralbanken und ist nur noch durch die Ankäufe der Zentralbanken sichergestellt.
  • Wohnimmobilien profitieren von der negativen (Real-)Verzinsung. Trotz der hohen Bewertungen und der vergangenen Wertsteigerungen werden die Preise weiter steigen.

Gründe für das weitere Ansteigen in Deutschland sind:

  • eine nicht zu beobachtende Ausweitung des Angebotes (eher das Gegenteil ist der Fall) durch Knappheit an Arbeitskräften, Ressourcen und ausgewiesenen Bauflächen.
  • Die gesamte Immobilienentwicklung in Deutschland (Mietertrag und Wertsteigerungen) kann sich in Deutschland durch das Niveau des Realzinses erklären lassen. So läge bei einem Realzins von 0% (+3% vom aktuellen Niveau) die erwartete Entwicklung bei 5% p.a.
  • Wohnneubauten von jährlich ca. 90 Mrd. EUR. stehen festverzinsliche Anlagen i.H.v. 6.000 Mrd. EUR gegenüber, aus denen bei steigenden Inflationszahlen Kapital in Immobilien umgelenkt werden würden.
  • Wer soll die neuen Häuser und Wohnungen in Anbetracht des Mangels an Arbeitskräften überhaupt bauen?
  • Gold wird in einem Umfeld steigender Inflationsraten und abnehmenden Vertrauens in Emittenten von festverzinslichen Papieren an Wert zulegen.
  • Aktienmärkte reagieren nicht eindeutig negativ auf Inflation, wie oftmals anhand der 1970er Jahre hergeleitet wird. Damals gab es rentable festverzinsliche Investmentopportunitäten. Positiv für die Aktienmärkte ist das Nicht-Bekämpfen der Inflation durch Zentralbanken und Staaten. An Kunden weitergegebene Preiserhöhungen, sinkender Einfluss von Personalkosten durch Digitalisierung und günstige Finanzierungskosten erhöhen die Profitabilität der Unternehmen zusätzlich.
  • Vor allem Gesundheitsaktien werden auch weiterhin ein relativ höheres Gewinnwachstum aufweisen und von dem eingesetzten Alterungsprozess der Bevölkerung sowie zunehmendem Wohlstand in Schwellenländern profitieren. Gleichzeitig ist der Sektor weniger konjunkturabhängig und weist ein normales historisches Bewertungsniveau auf.
  • Für Private Equity spricht, neben den obigen Vorteilen für andere Unternehmensbeteiligungsformen wie Aktien, die „Trägheit“ des Investments. Die Manager sind in Krisenzeiten nicht gezwungen das Unternehmen zu verkaufen und können es kontinuierlich weiterentwickeln. Gleiches gilt auch für Investoren, die den typischen „rein-und-raus“-Fehler von Aktienanlegern nicht begehen können. Ein Mehrertrag von mehreren Prozentpunkten p.a. gegenüber Aktien sollte mit der Anlageklasse Private Equity erzielbar sein.

Plateau

  • Inflation und (Staats-)Verschuldung werden steigen und Niedrigzinsen bzw. negative Realzinsen notwendig machen. Das spricht für steigende Substanzwerte.
  • Das Risiko von Substanzwerten in Form von höheren kurzfristigen Schwankungen muss von den Investoren akzeptiert werden, um langfristig nicht einen hohen und sicheren Kaufkraftverlust zu erleiden.

Spannende Fragestellungen und Ausblick auf 2022:

  • Wird sich die Inflation im Jahr 2022 vielleicht doch nicht so stark abschwächen wie aktuell vermutet? Wird die aktuelle Inflationsprognose von FINVIA – 3% p.a. für die nächsten 10 Jahre – Konsens? Dann sollten im kommenden Jahr bereits vermehrt Portfolioumschichtungen in Sachwerte erfolgen und sich eine Inflationsmentalität festsetzen.
  • Das Comeback des Populismus – vor allem in der Person Donald Trump – bleibt genauso zu beobachten, wie die weitere Entwicklung der Dreiecksbeziehung zwischen China, Taiwan und den USA, die rund um das Thema Chipherstellung an Dynamik gewinnen könnte.
  • Die neue Bundesregierung ist für die Kapitalmärkte irrelevant. Positiv zu vermerken ist allerdings, dass die neue Regierung eine Regierung der Jungwähler ist und damit eine Hinwendung zum Thema „Zukunft“ im Fokus stehen sollte.


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Über den Autor

Reinhard Panse

Episode #8: Der Ausblick mit Reinhard PanseEpisode #8: Der Ausblick mit Reinhard Panse

Reinhard Panse ist Chief Investment Officer und Mitgründer der FINVIA Family Office GmbH. Bis Februar 2020 war Reinhard Panse Mitglied der Geschäftsführung und Chief Investment Officer für die im Eigentum der Familie Harald Quandt stehende HQ Trust GmbH. Von 2004 bis zum Eintritt in die HQ Trust GmbH im Jahre 2011 war Reinhard Panse Chief Investment Officer des in der UBS Deutschland AG geschaffenenGeschäftsbereichs UBS Sauerborn. Ab 2001 war Reinhard Panse Mitglied des Vorstands der Sauerborn Trust AG bzw. der Rechtsvorgänger. Er verantwortete die Investmentstrategie und gestaltete federführend die ganzheitliche Vermögensbetreuung und -verwaltung großer Privatvermögen. Begonnen hat Reinhard Panse mit der Übernahme von Kapitalmarkt- und Kundenbetreuungstätigkeiten bei der Feri GmbH im Jahre 1989, nachdem er eine eigene Vermögensverwaltung als Geschäftsführer gegründet und geführt hatte.

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