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„Mein Vater hat mich gelehrt, nie zu vergessen, wo ich herkomme“

19.10.2020

Die Zeit von Felix Haas ist knapp. In 140 Firmen ist er mit seinen Partnern investiert, baut nebenbei mit IDNow eine der größten Video-Ident-Plattformen in Europa auf und organisiert zusätzlich die Start-up-Konferenz Bits & Pretzels. 2019 war Barack Obama zu Gast, dieses Jahr war wegen der Pandemie alles virtuell und dennoch ein Erfolg. Dabei hätte Haas eigentlich mal in einer Unternehmensberatung arbeiten sollen, gründete stattdessen Amiando, verkaufte das Ticket-Start-up an Xing und ist seitdem als Investor tätig – wenn er nicht gerade auf einem Home-Fahrrad strampelt.

Herr Haas, was haben Sie sich zuletzt geleistet?

Ich habe mir endlich mal dieses Peloton-Fahrrad gekauft. Das ist ein Fahrrad fürs Wohnzimmer mit einem Video-Coach, der einen anfeuert.

Das klingt ja anstrengend. Warum denn das?

Ich will fit bleiben. Nächstes Jahr werde ich 40 und man merkt schon die ein oder anderen Wehwehchen und ich denke da ist Fitness nicht schlecht. Und neben all den Sachen, die wir uns leisten können, ist Gesundheit eine der wichtigsten oder sogar die wichtigste Erfolgskomponente im Leben. Zudem bin ich so ein bisschen ein fauler Typ. Ich bin zwar sehr ehrgeizig und kann, wenn mich etwas begeistert, sehr viel Energie aufbringen, aber nicht immer beim Sport. Ich brauche deshalb diesen Videokurs, den Coach, der mich motiviert.

Schon in Peloton investiert?

Klar, ich habe zum Ausbruch der Corona-Krise Aktien gekauft. Ich meine, die verdienen damit Geld, dass die Leute für 2.000 Euro ein Rad kaufen, sich zu Hause abstrampeln und für die Videos nochmal 30 Euro jeden Monat zahlen. Das ist ein toller Lock-in-Effekt. Ich überlege schon die ganze Zeit, wie man dieses Modell auf andere Branchen übertragen kann.

Sie denken schon ans nächste Start-up?

Ich habe nichts Konkretes geplant, aber ich überlege immer, halte Ohren und Augen offen. Wir investieren ja auch viel in Start-ups, sind mit unserer Investmentfirma 10x an 140 Firmen beteiligt. Und wenn wir die Chance hätten, in so etwas wie Peloton früh zu investieren, würden wir das natürlich sofort tun.

Könnten Sie mir die Namen aller Firmenchefs nennen, bei denen Sie investiert sind?

Das ist eine gemeine Frage. Es ist insgesamt ist sehr variabel, wie nah wir dran sind: Bei manchen Firmen sind wir sehr eng dran, vor allem wenn die auch in München sind, wo wir wohnen und arbeiten. Bei anderen Firmen in den USA, wo wir mitinvestiert und uns an große institutionelle Investoren drangehangen haben, da sind wir froh, wenn wir einmal im Jahr ein Reporting kriegen. Teilweise erfahren wir bei Beteiligungen in den USA erst über die Medien, dass diese Firma an die Börse geht oder pleite ist.

Kommen Pleiten oft vor?

Das kommt sehr oft vor und ist für einen Frühphaseninvestor auch normal und erwartet. Die Rendite stimmt dennoch, da die gewinnenden Start-ups den Einsatz vervielfachen und in Gesamtbetrachtung dennoch bisher jedes Jahr eine ordentliche zweistellige Rendite pro Jahr realisiert wurde.

Was war denn die „schnellste” Pleite?

Im vergangenen Jahr haben wir uns bei einer Investmentrunde eines Start-ups in den USA an einen sehr erfolgreichen Investor angeschlossen. Drei Monate später war das Unternehmen pleite. Das kommt vor, ist aber kalkuliertes Risiko innerhalb unserer Investmentstrategie.

Was ist das in diesem Moment für ein Gefühl?

Es nervt und ich denke jeden Tag darüber nach: ‘Hättest du hier und hättest du doch da.’ Aber schmerzvoller sind die verpassten Chancen, wo man eigentlich nur noch hätte unterschreiben müssen, wir aber abgesagt haben. Wenn man dann zwei Jahre später liest ‘Firma XY hat 100 Millionen geholt’, denkst du nur noch: ‘Oh nein’. In Summe ist es aber entscheidend, aus Fehlern zu lernen und die Kriterien für zukünftige Entscheidungen zu adjustieren.

Welche Deals haben Sie verpasst?

Ich habe da eine Liste, einen Moment (sucht Liste).

Sie haben wirklich eine Liste von verpassten Deals?

Ja, schrecklich – und Sie erinnern mich auch noch daran. Da habe ich sie: Missed-Investment.excel heißt sie. Da stehen unter anderem drauf: WeFox, Scalable Capital, home2go, homeday, homelike, Arius, Taxfix und N26. Bei der Smartphone-Bank N26 waren wir wirklich ganz am Anfang dran, da hießen die noch Papaya und ich dachte mir ‘Was für ein Unsinn.’ Es kam dann anders. Man leidet als Investor, aber man freut sich trotzdem als Unternehmer für den Erfolg der Missed-Opportunities. Jedes erfolgreiche Start-up ist gut für das Ecosystem der Start-ups in Deutschland.

Was muss man heute investieren, um bei Start-ups überhaupt mitreden zu dürfen?

Das ist völlig variabel. Wir investieren meistens relativ früh, also in der Preseed oder Seedphase. Wenn wir von einer marktüblichen Seedbewertung von vier bis fünf Millionen Euro ausgehen und wir 100.000 bis 200.000 Euro investieren, bekommen wir etwa fünf Prozent.

Und die muss man dann auch behaupten, wenn immer mehr Investoren einsteigen.

Genau. Wir haben früher den Fehler gemacht, dass wir nicht nachinvestiert haben, wenn es so richtig gut lief. Dann wurden unsere Investments in den weiteren Finanzierungsrunden verwässert. Kollegen aus den USA sagten dann aber: ‘Hey, ihr habt alle Insiderinfos und könnt einschätzen, wie es in der Firma wirklich aussieht, also ob das ‘ne richtige Rakete ist oder die Zahlen nur aufgehübscht sind’. Seitdem haben wir unsere Strategie grundlegend angepasst.

Gibt es kein Mittelding?

Doch, aber das sind dann immer die schwierigen Fälle, wo sich jeder Investor bei der Frage nach neuem Geld wegduckt. Das ist dann wie früher in der Schule, wenn der Lehrer in die Klasse schaut und jeder auf den Boden guckt und hofft, dass er nicht aufgerufen wird. So ist das auch oft bei Finanzierungsrunden von Firmen und Start-ups, die in dem Moment nicht durchstarten. Da haben wir gelernt, dass es hilft, nach vorne zu gehen und auch mal Zeichen zu setzen: Das gibt ein Momentum für das Start-up und hilft ja einem selbst auch.

Sie dürften ausgesorgt haben. Warum arbeiten Sie überhaupt noch?

Das ist doch das Schönste, was man sich vorstellen kann. Wir haben jeden Tag die Gelegenheit mit den Menschen und Partnern zusammenzuarbeiten, auf die wir Lust haben und das ist intellektuell wahnsinnig befriedigend. Mit meinen Partnern bei IDnow arbeite ich teilweise bereits weit über ein Jahrzehnt zusammen. Auch die Organisation der Start-up-Messe „Bits und Pretzels” ist ein Traum. Wir hatten vergangenes Jahr Barack Obama da. Das kann man mit Geld nicht kaufen.

Was hätten Sie denn gemacht, wenn Sie nicht Investor geworden wären?

Ich war früh unternehmerisch tätig, in der PC-Spiele-Branche. Das war in den neunziger Jahren. Dann kam um 1996 das Internet und wir hatten im Computerraum in der Schule ein Modem. Das war für mich der Zugang zur großen Welt – wie ein Fenster, in das ich jeden Nachmittag reingucken durfte. Ich habe dann aber Elektrotechnik studiert und hatte ein Praktikum bei BMW.

Was haben Sie da gemacht?

Das war zu Beginn nichts Außergewöhnliches. Aber ich hatte einen starken Chef, so einen richtigen Turbotypen. Weil der mich so angespornt hat, saß ich wirklich bis spät abends da und habe alle möglichen Sachen gemacht. Dann habe ich irgendwann festgestellt, dass BMW eine Außenstelle in Palo Alto im Silicon Valley hat und bin anschließend allen auf die Nerven gegangen - bis die mich endlich rübergeschickt haben. Das war damals wie ein James-Bond-Labor mit 20 Menschen, alle mit Budget ohne Grenzen. Ich habe dann auch etwas entwickelt, woran ich bis heute zwei Patente halte.

Auf was?

Es ging um die ‘Send to Car’-Funktion, mit der man auf dem Computer bei Google Maps eine Route raussuchen und direkt ins Auto schicken kann. Das habe ich mitentwickelt, den Vorständen vorgestellt und dann ist Google eingestiegen. Ich verdiene also immer noch an jedem BMW.

Sie haben dann aber doch was ganz anderes gemacht. Warum das?

Nach dem Studium rieten mir meine Eltern natürlich zu einem klassischen Karriereweg. Das Internet sei ja schließlich nur eine ‘temporäre Modeerscheinung’. Diese Aussage werde ich nie vergessen. Also habe ich mich bei McKinsey beworben und unterschrieben. Vor dem Start des ersten Projekts bin ich aber weggegangen und habe Amiando, ein Start-up für Ticketverkauf, gegründet.

Was haben Ihre Eltern gesagt?

Für die war das eine Katastrophe, auch wenn sie heute sehr stolz sind. Die hätten sich anfangs sicher einen anderen Lebensweg für mich gewünscht.

Wie sind Sie denn aufgewachsen?

Ich bin ganz behütet in München aufgewachsen. Mein Vater hat sich aus ärmsten Verhältnissen in Österreich sehr viel aufgebaut, das prägt und formt Werte. Vor 40 Jahren ist er dann Hausarzt geworden, um den Menschen zu helfen. Das hat mich geprägt und das habe ich auch in mir: Sowohl einerseits einen großen Ehrgeiz als auch andererseits diese Haltung, das Geld nicht alles ist. Mit wem verbringe ich meine Zeit? Tue ich etwas Gutes für Andere? Darauf achte ich sehr genau. Mein Vater hat mich auch gelehrt, nie zu vergessen, wo ich herkomme und schwächere Gruppen immer mitzunehmen.

Hat er sich denn mit Ihrem Lebensweg abgefunden?

Wir führen im Jahrestakt Diskussionen wie katastrophal meine Entscheidungen sind. McKinsey absagen? Katastrophe. Gründen? Katastrophe. Investieren? Katastrophe. Und wieder gründen? Katastrophe! Aber in Summe ist er vielleicht doch etwa stolz, es hat ja bisher ganz gut funktioniert.

Was wäre ihm lieber?

Er hätte wohl gerne, dass alles ganz konservativ angelegt ist, auf einem Bankkonto oder in Blue-Chip Aktien wie bei der Allianz oder bei der Münchener Rück.

Was ist Ihr Ziel für die kommenden Jahre?

Die finanzielle Unabhängigkeit ist wichtig und ermöglicht es, nicht-finanzielle Ziele anzupeilen. Das mache ich auch heute schon, beispielsweise mit Bits & Pretzels. Da bekomme ich Anerkennung oder viele Dankeschön-Mails. Das bringt mir zwar finanziell nichts – aber Geld ist ja auch nicht alles. Wenn meine Eltern ein Foto mit Herrn Barack Obama machen dürfen und tagelang davor deswegen ganz aufgeregt sind – das ist der schönste Lohn für alle Mühen.

Zur Person: Felix Haas wurde im August 1981 in München geboren. Während seines Studiums machte er unter anderem ein Praktikum bei BMW, aus dem er noch Patente hält, gründete danach Amiando und verkaufte die Ticketfirma später an Xing. Seither hat er in mehr als 100 Firmen investiert und mit Partnern die Video-Ident-Plattform IDNow aufgebaut. Er ist Mitgründer von Bits & Pretzels, einer der größten Start-up-Konferenzen Europas.

„Mein Vater hat mich gelehrt, nie zu vergessen, wo ich herkomme“

Interviews

„Mein Vater hat mich gelehrt, nie zu vergessen, wo ich herkomme“

19.10.2020

Nils Wischmeyer

Felix Haas ist einer der erfolgreichsten Investoren Deutschlands. Im Interview spricht er über Patente aus Bond-Laboren, Fotos mit Barack Obama und erklärt, bei welchen Firmen er den verpassten Einstieg bereut.

Die Zeit von Felix Haas ist knapp. In 140 Firmen ist er mit seinen Partnern investiert, baut nebenbei mit IDNow eine der größten Video-Ident-Plattformen in Europa auf und organisiert zusätzlich die Start-up-Konferenz Bits & Pretzels. 2019 war Barack Obama zu Gast, dieses Jahr war wegen der Pandemie alles virtuell und dennoch ein Erfolg. Dabei hätte Haas eigentlich mal in einer Unternehmensberatung arbeiten sollen, gründete stattdessen Amiando, verkaufte das Ticket-Start-up an Xing und ist seitdem als Investor tätig – wenn er nicht gerade auf einem Home-Fahrrad strampelt.

Herr Haas, was haben Sie sich zuletzt geleistet?

Ich habe mir endlich mal dieses Peloton-Fahrrad gekauft. Das ist ein Fahrrad fürs Wohnzimmer mit einem Video-Coach, der einen anfeuert.

Das klingt ja anstrengend. Warum denn das?

Ich will fit bleiben. Nächstes Jahr werde ich 40 und man merkt schon die ein oder anderen Wehwehchen und ich denke da ist Fitness nicht schlecht. Und neben all den Sachen, die wir uns leisten können, ist Gesundheit eine der wichtigsten oder sogar die wichtigste Erfolgskomponente im Leben. Zudem bin ich so ein bisschen ein fauler Typ. Ich bin zwar sehr ehrgeizig und kann, wenn mich etwas begeistert, sehr viel Energie aufbringen, aber nicht immer beim Sport. Ich brauche deshalb diesen Videokurs, den Coach, der mich motiviert.

Schon in Peloton investiert?

Klar, ich habe zum Ausbruch der Corona-Krise Aktien gekauft. Ich meine, die verdienen damit Geld, dass die Leute für 2.000 Euro ein Rad kaufen, sich zu Hause abstrampeln und für die Videos nochmal 30 Euro jeden Monat zahlen. Das ist ein toller Lock-in-Effekt. Ich überlege schon die ganze Zeit, wie man dieses Modell auf andere Branchen übertragen kann.

Sie denken schon ans nächste Start-up?

Ich habe nichts Konkretes geplant, aber ich überlege immer, halte Ohren und Augen offen. Wir investieren ja auch viel in Start-ups, sind mit unserer Investmentfirma 10x an 140 Firmen beteiligt. Und wenn wir die Chance hätten, in so etwas wie Peloton früh zu investieren, würden wir das natürlich sofort tun.

Könnten Sie mir die Namen aller Firmenchefs nennen, bei denen Sie investiert sind?

Das ist eine gemeine Frage. Es ist insgesamt ist sehr variabel, wie nah wir dran sind: Bei manchen Firmen sind wir sehr eng dran, vor allem wenn die auch in München sind, wo wir wohnen und arbeiten. Bei anderen Firmen in den USA, wo wir mitinvestiert und uns an große institutionelle Investoren drangehangen haben, da sind wir froh, wenn wir einmal im Jahr ein Reporting kriegen. Teilweise erfahren wir bei Beteiligungen in den USA erst über die Medien, dass diese Firma an die Börse geht oder pleite ist.

Kommen Pleiten oft vor?

Das kommt sehr oft vor und ist für einen Frühphaseninvestor auch normal und erwartet. Die Rendite stimmt dennoch, da die gewinnenden Start-ups den Einsatz vervielfachen und in Gesamtbetrachtung dennoch bisher jedes Jahr eine ordentliche zweistellige Rendite pro Jahr realisiert wurde.

Was war denn die „schnellste” Pleite?

Im vergangenen Jahr haben wir uns bei einer Investmentrunde eines Start-ups in den USA an einen sehr erfolgreichen Investor angeschlossen. Drei Monate später war das Unternehmen pleite. Das kommt vor, ist aber kalkuliertes Risiko innerhalb unserer Investmentstrategie.

Was ist das in diesem Moment für ein Gefühl?

Es nervt und ich denke jeden Tag darüber nach: ‘Hättest du hier und hättest du doch da.’ Aber schmerzvoller sind die verpassten Chancen, wo man eigentlich nur noch hätte unterschreiben müssen, wir aber abgesagt haben. Wenn man dann zwei Jahre später liest ‘Firma XY hat 100 Millionen geholt’, denkst du nur noch: ‘Oh nein’. In Summe ist es aber entscheidend, aus Fehlern zu lernen und die Kriterien für zukünftige Entscheidungen zu adjustieren.

Welche Deals haben Sie verpasst?

Ich habe da eine Liste, einen Moment (sucht Liste).

Sie haben wirklich eine Liste von verpassten Deals?

Ja, schrecklich – und Sie erinnern mich auch noch daran. Da habe ich sie: Missed-Investment.excel heißt sie. Da stehen unter anderem drauf: WeFox, Scalable Capital, home2go, homeday, homelike, Arius, Taxfix und N26. Bei der Smartphone-Bank N26 waren wir wirklich ganz am Anfang dran, da hießen die noch Papaya und ich dachte mir ‘Was für ein Unsinn.’ Es kam dann anders. Man leidet als Investor, aber man freut sich trotzdem als Unternehmer für den Erfolg der Missed-Opportunities. Jedes erfolgreiche Start-up ist gut für das Ecosystem der Start-ups in Deutschland.

Was muss man heute investieren, um bei Start-ups überhaupt mitreden zu dürfen?

Das ist völlig variabel. Wir investieren meistens relativ früh, also in der Preseed oder Seedphase. Wenn wir von einer marktüblichen Seedbewertung von vier bis fünf Millionen Euro ausgehen und wir 100.000 bis 200.000 Euro investieren, bekommen wir etwa fünf Prozent.

Und die muss man dann auch behaupten, wenn immer mehr Investoren einsteigen.

Genau. Wir haben früher den Fehler gemacht, dass wir nicht nachinvestiert haben, wenn es so richtig gut lief. Dann wurden unsere Investments in den weiteren Finanzierungsrunden verwässert. Kollegen aus den USA sagten dann aber: ‘Hey, ihr habt alle Insiderinfos und könnt einschätzen, wie es in der Firma wirklich aussieht, also ob das ‘ne richtige Rakete ist oder die Zahlen nur aufgehübscht sind’. Seitdem haben wir unsere Strategie grundlegend angepasst.

Gibt es kein Mittelding?

Doch, aber das sind dann immer die schwierigen Fälle, wo sich jeder Investor bei der Frage nach neuem Geld wegduckt. Das ist dann wie früher in der Schule, wenn der Lehrer in die Klasse schaut und jeder auf den Boden guckt und hofft, dass er nicht aufgerufen wird. So ist das auch oft bei Finanzierungsrunden von Firmen und Start-ups, die in dem Moment nicht durchstarten. Da haben wir gelernt, dass es hilft, nach vorne zu gehen und auch mal Zeichen zu setzen: Das gibt ein Momentum für das Start-up und hilft ja einem selbst auch.

Sie dürften ausgesorgt haben. Warum arbeiten Sie überhaupt noch?

Das ist doch das Schönste, was man sich vorstellen kann. Wir haben jeden Tag die Gelegenheit mit den Menschen und Partnern zusammenzuarbeiten, auf die wir Lust haben und das ist intellektuell wahnsinnig befriedigend. Mit meinen Partnern bei IDnow arbeite ich teilweise bereits weit über ein Jahrzehnt zusammen. Auch die Organisation der Start-up-Messe „Bits und Pretzels” ist ein Traum. Wir hatten vergangenes Jahr Barack Obama da. Das kann man mit Geld nicht kaufen.

Was hätten Sie denn gemacht, wenn Sie nicht Investor geworden wären?

Ich war früh unternehmerisch tätig, in der PC-Spiele-Branche. Das war in den neunziger Jahren. Dann kam um 1996 das Internet und wir hatten im Computerraum in der Schule ein Modem. Das war für mich der Zugang zur großen Welt – wie ein Fenster, in das ich jeden Nachmittag reingucken durfte. Ich habe dann aber Elektrotechnik studiert und hatte ein Praktikum bei BMW.

Was haben Sie da gemacht?

Das war zu Beginn nichts Außergewöhnliches. Aber ich hatte einen starken Chef, so einen richtigen Turbotypen. Weil der mich so angespornt hat, saß ich wirklich bis spät abends da und habe alle möglichen Sachen gemacht. Dann habe ich irgendwann festgestellt, dass BMW eine Außenstelle in Palo Alto im Silicon Valley hat und bin anschließend allen auf die Nerven gegangen - bis die mich endlich rübergeschickt haben. Das war damals wie ein James-Bond-Labor mit 20 Menschen, alle mit Budget ohne Grenzen. Ich habe dann auch etwas entwickelt, woran ich bis heute zwei Patente halte.

Auf was?

Es ging um die ‘Send to Car’-Funktion, mit der man auf dem Computer bei Google Maps eine Route raussuchen und direkt ins Auto schicken kann. Das habe ich mitentwickelt, den Vorständen vorgestellt und dann ist Google eingestiegen. Ich verdiene also immer noch an jedem BMW.

Sie haben dann aber doch was ganz anderes gemacht. Warum das?

Nach dem Studium rieten mir meine Eltern natürlich zu einem klassischen Karriereweg. Das Internet sei ja schließlich nur eine ‘temporäre Modeerscheinung’. Diese Aussage werde ich nie vergessen. Also habe ich mich bei McKinsey beworben und unterschrieben. Vor dem Start des ersten Projekts bin ich aber weggegangen und habe Amiando, ein Start-up für Ticketverkauf, gegründet.

Was haben Ihre Eltern gesagt?

Für die war das eine Katastrophe, auch wenn sie heute sehr stolz sind. Die hätten sich anfangs sicher einen anderen Lebensweg für mich gewünscht.

Wie sind Sie denn aufgewachsen?

Ich bin ganz behütet in München aufgewachsen. Mein Vater hat sich aus ärmsten Verhältnissen in Österreich sehr viel aufgebaut, das prägt und formt Werte. Vor 40 Jahren ist er dann Hausarzt geworden, um den Menschen zu helfen. Das hat mich geprägt und das habe ich auch in mir: Sowohl einerseits einen großen Ehrgeiz als auch andererseits diese Haltung, das Geld nicht alles ist. Mit wem verbringe ich meine Zeit? Tue ich etwas Gutes für Andere? Darauf achte ich sehr genau. Mein Vater hat mich auch gelehrt, nie zu vergessen, wo ich herkomme und schwächere Gruppen immer mitzunehmen.

Hat er sich denn mit Ihrem Lebensweg abgefunden?

Wir führen im Jahrestakt Diskussionen wie katastrophal meine Entscheidungen sind. McKinsey absagen? Katastrophe. Gründen? Katastrophe. Investieren? Katastrophe. Und wieder gründen? Katastrophe! Aber in Summe ist er vielleicht doch etwa stolz, es hat ja bisher ganz gut funktioniert.

Was wäre ihm lieber?

Er hätte wohl gerne, dass alles ganz konservativ angelegt ist, auf einem Bankkonto oder in Blue-Chip Aktien wie bei der Allianz oder bei der Münchener Rück.

Was ist Ihr Ziel für die kommenden Jahre?

Die finanzielle Unabhängigkeit ist wichtig und ermöglicht es, nicht-finanzielle Ziele anzupeilen. Das mache ich auch heute schon, beispielsweise mit Bits & Pretzels. Da bekomme ich Anerkennung oder viele Dankeschön-Mails. Das bringt mir zwar finanziell nichts – aber Geld ist ja auch nicht alles. Wenn meine Eltern ein Foto mit Herrn Barack Obama machen dürfen und tagelang davor deswegen ganz aufgeregt sind – das ist der schönste Lohn für alle Mühen.

Zur Person: Felix Haas wurde im August 1981 in München geboren. Während seines Studiums machte er unter anderem ein Praktikum bei BMW, aus dem er noch Patente hält, gründete danach Amiando und verkaufte die Ticketfirma später an Xing. Seither hat er in mehr als 100 Firmen investiert und mit Partnern die Video-Ident-Plattform IDNow aufgebaut. Er ist Mitgründer von Bits & Pretzels, einer der größten Start-up-Konferenzen Europas.

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Über den Autor

Nils Wischmeyer

„Mein Vater hat mich gelehrt, nie zu vergessen, wo ich herkomme“„Mein Vater hat mich gelehrt, nie zu vergessen, wo ich herkomme“

Nils Wischmeyer schreibt über Finanzmärkte, Geldanlage, Banken, Bankenregulierung und Wirtschaftskriminalität.

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