Polis
- Die Demographie wird längerfristig Inflationssteigernd wirken. Grund dafür ist der in den Industrieländern jahrzehntelange Rückgang der Arbeitskräfte. Entsprechende Lohnsteigerungen werden deutlich höher ausfallen als in den letzten Jahrzehnten.
- Außerdem erfordert die Finanzierung der wachsenden älteren Bevölkerung mehr Staatsverschuldung. Durch die hohe Verschuldung können die Staaten die Inflation nicht mehr so bekämpfen, wie das noch in den siebziger Jahren möglich war.
- Auch das Thema Deglobalisierung wird uns voraussichtlich noch viele Jahre begleiten. Es braucht mehr Lieferanten – und nicht mehr nur den „billigsten“. Diese Erkenntnis kam bereits während der Covid-Pandemie und nun vermehrt durch den Ukraine Krieg.
- Gerade große Firmen in Europa und den USA haben es momentan leicht, die steigenden Kosten auf die Konsumenten weiterzugeben. Ein erheblicher Teil der Inflation kommt also daher, dass die Unternehmen ihre Preise hoch setzen – sogar stärker als ihre Kosten steigen. Dieser Effekt wird jedoch bald wieder etwas kleiner werden.
- Die Energiepreisentwicklung der letzten Monate ist durchaus positiv: der Gas Future und auch der Containerfrachtkosten-Index sind um fast 80 % seit den Top-Werten gefallen.
- Auch die chinesische Wirtschaft erholt sich langsam, wodurch sich das Lieferkettenproblem mittelfristig entspannen dürfte
Entwicklung
- Die Gaspreise in Europa waren zum Spätsommer massiv angestiegen, um danach auch ebenso massiv wieder zu fallen. Damit hat der deutsche Aktienmarkt seit Ende 2020 relativ zum US-Aktienmarkt um 30 % schlechter performt – bis zum Höhepunkt des Gaspreises im August letzten Jahres.
- Seit der Gas Future stark gefallen ist, performt auch der Aktienmarkt wieder über 15 % besser.
- Ähnlich ist es mit dem Dollarkurs. Seit der Gaspreis wieder gefallen ist, ist auch der Dollar runtergekommen von 0,96 im Top-Wert auf 1,09.
- Eine weitere Entwicklung: durch die hohen Inflationsraten haben wir in mehreren Ländern eine inverse Zinsstruktur bekommen. In den USA ist das ein relativ zuverlässiger Frühindikator für eine Rezession.
- In Europa ist dieser Indikator die reale Geldmengen-Entwicklung, die aktuell in der Eurozone um 7 % (so viel wie noch nie) schrumpft.
- Wie relevant diese Konjunkturprognosen sind, haben wir untersucht: In den zehn Fällen, wo bisher eine besonders hohe Rezessionswahrscheinlichkeit prognostiziert wurde, in den letzten 53 Jahren, gab es keine.
- Auch beim Aktienmarkt gibt es keinen Zusammenhang zwischen den Prognosen der Aktienstrategen und der nachfolgenden Kursentwicklung. Es gibt jedoch andere Faktoren, mit denen man prognostizieren kann. Das ist zum einen der Pessimismus bei den Verbrauchern und zum anderen das Verhalten der Aktien-Profis.
Investments
- Obwohl wir alle von fallenden Immobilienpreisen lesen, sieht unser Chefanlagestratege Durchschnitts-Wohnimmobilien als relativ stabil an (Vorausgesetzte es handelt sich um energetisch sanierte oder neue Immobilien). Gegen einen Wertverfall spricht bspw. der zu beobachtende Anstieg der Mieten sowie der wachsenden Nachfrage nach Mietwohnungen, und das bei einer Neubautätigkeit, die schon im letzten Jahr geschrumpft ist.
- Wenn auch nicht ganz so gut wie Wohnimmobilien bietet Gold für deutsche Anleger einen guten Krisenschutz. In den zehn Rezessionen, in Wohnimmobilien keinmal gefallen sind, ist der Goldpreis dreimal gefallen, und sieben Mal gestiegen.
- In Krisenzeiten entsteht bei allen drei wichtigen Wirtschafts-Subjekten wie in privaten Haushalten, den Unternehmen und dem Staat eine erstaunliche Flexibilität. Die Firmengewinne sind in Amerika, Europa und auch in fernöstlichen Industrieländern trotz Krieg, Corona-Krise, Zinsanstieg, Inflation.
- In allen relevanten Aktien-Bereichen haben wir Ertragserwartungen für die nächsten 10 Jahre, die weltweit deutlich über 5 % liegen. In den zyklischen, konjunkturabhängigen Bereichen des Aktienmarktes scheint es jetzt auch mit den Kursen nach oben zu gehen.
- Zwei Sektoren sind hier besonders interessant: zum einen noch immer der Gesundheitssektor – die Ertragserwartungen sind praktisch so hoch wie vor zwei Jahren, da die Gewinne ebenso stark gestiegen sind wie die Kurse.
- Neuerdings auf der Liste steht der IT-Sektor. Nachdem auch in diesem Sektor die Firmenerträge weiter deutlich gestiegen sind, die Kurse aber zwischenzeitlich 49 % eingebrochen waren, ist die Bewertung in diesem Bereich so günstig geworden, dass IT-Unternehmen auch in den nächsten 10 Jahren performen können.
Plateau:
- Sichere Anlagen kann man weiterhin vergessen, die normalen Anleihen werden vermutlich auch in den nächsten Jahren keine reale Rendite bringen.
- Einschätzung für ein solides Portfolio über die nächsten 10 Jahre: 2/3 des Vermögens unternehmerisch anlegen – also Aktien und Private Equity Fonds, 20 % deutsche, energieeffiziente Wohnimmobilien (keine Luxuswohnungen), 10 % Gold und 5 % gesicherte Anleihen.
- Ein – noch relativ schwacher – Lichtblick in Deutschland ist die Aktienrente, jedoch deutlich höhere Summen als die bislang angesetzten 10 Milliarden benötigt, um die Beiträge für die Rentenversicherung stabilisieren zu können.
