Polis
- Wir befinden uns in der Nähe des Inflationshöhepunktes. Sinkende Inflationsraten können wir voraussichtlich ab Anfang nächsten Jahres erwarten.
- Eine Inflationsrate von 2%, wie sie am Kapitalmarkt erwartet wird, ist allerdings nicht wahrscheinlich. Wir rechnen eher mit 3,5% ggfs. auch mehr. Längerfristig werden wir also mit einer insgesamt höheren Inflation leben als vorher – die jedoch lange nicht so hoch sein wird wie im aktuellen Umfeld.
- Einen inflationstreibenden Effekt werden die Energiewende, die Lohnentwicklung (verstärkt durch den Faktor Demografie) oder auch Kostensteigerungen (beispielsweise aufgrund steigender Produktionskosten) haben.
- Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist auch in der Eurozone hoch. Das Positive daran: eine Rezession wirkt stark inflationssenkend (im Schnitt sinkt die Inflation um über 3 Prozentpunkte – berechnet an 13 vergangenen Rezessionen).
Entwicklung
- Währungen: Der Dollar ist inzwischen so hoch bewertet, dass er gegenüber allen großen Währungen (EUR, YEN, Pfund) auf einem historisch ungewöhnlichen Niveau steht. Aktuell ist die Eurozone durch den hohen Dollarkurs eher benachteiligt – sollten die Energiepreise jedoch weiterhin deutlich sinken, kann Europa von dem tiefen Eurokurs profitieren.
- Auch Immobilienpreise sinken derzeit in vielen Ländern: Der hohe Zins belastet neue Käufer von Immobilien. Ein Großteil der Eigentümer bestehender Immobilien wird darunter allerdings nicht leiden.
- Der chinesische Immobilienmarkt: Inzwischen stehen 65 Mio. Wohnungen leer (ca. 10% Leerstand). Hinzu kommt, dass allein im letzten Jahr 20 Mio. Wohnungen mehr verkauft, als fertiggestellt wurden. Viele chinesische Investoren werden dadurch Geld verlieren.
- Für den Rest der Welt hat die Entwicklung am chinesischen Immobilienmarkt positive Effekte: die Bautätigkeit in China wird sinken. Das wiederum hat Auswirkungen auf die weltweiten Rohstoffpreise, denn wenn die Nachfrage (bspw. nach Metall und Zement) aus China sinkt, sinkt auch die Nachfrage nach Energierohstoffen.
- Weitere hoffnungsvolle Signale: Strom- und Gaspreise aber auch weitere Rohstoffpreise wie der Ölpreis sinken aktuell. Auch der Containerfrachtkostenindex hat stark abgenommen. Dies spricht ebenfalls für fallende Inflationsraten.
Investments
- Auch im ersten Halbjahr haben Staatsanleihen so viel Verlust gemacht wie Aktien. Bei dem Zins- und Inflationsniveau sind sie generell keine gute Anlageform. Inflationsgeschützte Anleihen sind weiterhin die attraktivere Form der Staatsanleihe.
- Positive Tendenzen für den deutschen Immobilienmarkt: Mietnachfragen gehen aktuell stark nach oben, der Leerstand ist gering und Neubautätigkeiten sind deutlich zurückgegangen.
- Gold bietet keine kurzfristig sichere Schutzanlage vor Inflation, allerdings dürfte der Goldpreis bereits im nächsten Jahr ansteigen und in den nächsten 10 Jahren gute Renditen abwerfen.
- Momentan sind viele Aktienmärkte attraktiv. Der hohe Pessimismus vieler Anleger spricht für steigende Aktienkurse.
- Europäische Aktien sind günstiger als US-Aktien, bieten aber auch ein höheres Erholungspotenzial, wenn sich an der Energie- und Kriegssituation eine Entlastung abzeichnet. Die Ertragserwartungen liegen durchschnittlich etwa bei 9%, in den USA bei 7% für die nächsten 10 Jahre.
- Der US-Aktienmarkt ist dafür aber stärker in den krisenresistenten Branchen vertreten als Deutschland und Europa. Gesundheitsaktien, Basiskonsumgüter, und auch der IT-Sektor sind zum einen unabhängig von der Konjunktur und haben vergleichsweise keine bis wenig Energie- und Lieferkettenprobleme.
- Private Equity machte in Krisenzeiten mehr als 10 Prozentpunkte weniger Verluste als Aktien. Besonders Secondary Fonds zeigen ein besonders gutes Chance-Risiko-Verhältnis.
- REITs Preise fallen teilweise stärker als die von Aktien – und eignen sich eher für mutige Anleger. Als Schutz vor Krisen sind sie weniger geeignet.
