Krisenpropheten an der Börse haben immer recht. Wer wöchentlich vom Platzen der nächsten Blase warnt oder davon spricht, dass die Finanzmärkte bald ja wieder zusammenbrechen werden – der wird damit irgendwann auch mal wieder richtig liegen. Selbst Bücher lassen sich mit solchen Szenarien gut verkaufen. Und weil es so schön ist, mache ich das jetzt auch. Keine Sorge, ich arbeite aktuell nicht an einem unseriösen Buch über das Ende der (Finanz-)Welt. Ich muss aber zumindest zu bedenken geben, dass die Inflation in den kommenden Jahren steigen wird. Das ist ausdrücklich kein Grund zur Panik – man sollte sich der Vorgänge aber bewusst sein.
Es gibt eine ganze Reihe an Gründen für steigende Inflationsraten. Dass ein hoch verschuldeter Staat konsequent zu viel Geld für Sozialleistungen ausgibt, ist so einer. Dass ein Staat sich einfach ohne Sinn und Verstand sein eigenes Geld druckt, ist ein anderer. Aktuell könnten vor allem die seit Beginn der Pandemie vor gut einem Jahr massiv gestiegenen Staatsausgaben ein Grund sein. Die US-Regierung etwa musste ein extrem hohes Staatsdefizit hinnehmen, um den Lebensunterhalt der in den USA nur schlecht abgesicherten Arbeitslosen sicherzustellen. 900 Milliarden US-Dollar hat die Bekämpfung der Pandemie dort bisher gekostet. Hinzu kommen nun drei weitere Programme in den nächsten sechs Monaten, die insgesamt 6,9 Billionen US-Dollar kosten werden.
Und Deutschland? Noch kann man nur abwarten, welche Geschenke die Parteien wieder im Wahlkampf verteilen wollen. Ein bundesweiter Mietendeckel wäre so ein Beispiel. Bis dahin kann sich die Bundesrepublik aber schon einmal mit steigenden Strompreisen und sogar einer instabilen Stromversorgung herumschlagen. Nach Berechnungen des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) wird der Stromverbrauch hierzulande bis 2030 um 20 Prozent steigen – die Bundesregierung rechnet aktuell interessanterweise noch mit einer Stagnation. Der steigende Verbrauch kann zu steigenden Preisen führen, gleichzeitig sinkt das Güterangebot bei einer höheren Nachfrage. Das treibt die Inflationsrate.
Bisher liegen die Inflationserwartungen am Kapitalmarkt für die nächsten zehn Jahre in der Eurozone bei lediglich 1,5 Prozent pro Jahr. Ich rechne mit mindestens drei Prozent Inflation in den Industrieländern. Das reicht noch lange nicht für Panikmache. Während der Hyperinflation in Polen in den 1920er Jahren schossen die Preise um 636 Prozent in die Höhe. Die Inflationsrate damals betrug vorher 60 Prozent. Die aktuellen Entwicklungen sollten Anleger aber trotzdem im Auge behalten.