Reinhard Panses Positionen
Reinhard Panses Positionen
Podcast
Man tut dem früheren deutschen Fußballspieler Jürgen Wegmann, genannt „Kobra“, sicher kein Unrecht, wenn man sagt, dass Ökonomie nicht seine Kernkompetenz war. Das war eher das Toreschießen, was er in den Achtzigerjahren sehr erfolgreich betrieb, unter anderem für Borussia Dortmund, Schalke 04 und den FC Bayern München. Trotzdem hat er der Welt eine Weisheit hinterlassen, die die aktuelle Situation der weltweiten Staatsfinanzen besser beschreibt als es jeder gelernte Wirtschaftswissenschaftler könnte: „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“
Das mangelnde Glück lässt sich seit dem Ende der Golddeckung für Währungen beobachten. Staaten nahmen und nehmen Schulden auf, um die Sozialsysteme auszubauen und zu stützen. Sie versuchen, jede Wirtschaftskrise (Ölkrisen der Siebzigerjahre, Irak-Kriege 1991 und 2003, Zusammenbruch des europäischen Währungssystems 1992, Lehman-Pleite 2008, Corona 2020) mit mehr Ausgaben zu beenden, ebenfalls schuldenfinanziert. Die Hoffnung ist stets, dass solche Konjunkturprogramme in höheren Steuereinnahmen resultieren und so die Kreditkosten ausgeglichen werden können. Eine schöne Theorie, nur hat sie bisher nicht wirklich funktioniert. (Böse Zungen würden vielleicht behaupten, dass es nicht am Glück, sondern an der Grundidee liegt…)
Das Pech nimmt nun gleich dreierlei Gestalt an. Zum einen altern viele westliche Gesellschaften rapide – die USA bilden hier eine Ausnahme – die geopolitischen Probleme nehmen zu und die Bewältigung der Erderwärmung steht ebenfalls an. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt die aus diesen drei Sonderbelastungen resultierenden zusätzlichen jährlichen Kosten in den Industrieländern auf künftig durchschnittlich 7,5 Prozent des Volkseinkommens.
Traditionell würden Staaten diesem Schuldenproblem auf zwei Arten begegnen: Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen. Ein Blick auf das aktuelle Haushaltsgezerre in Deutschland zeigt bereits, dass beide Wege politisch nicht realisierbar sind, weder hierzulande noch in anderen Industriestaaten.
Kurzfristig könnte den Staaten helfen, dass die Inflation recht hoch liegt und die Zinsen parallel immer noch vergleichsweise niedrig. Als angenehme Folge von hoher Inflation bei tiefen Zinsen fielen zuletzt in den westlichen Industrieländern die Staatsschulden, aber auch die Gesamtschulden. Langfristig wird das aber keine Lösung sein, da bereits 2024 eine Rezession droht, welche die Schulden wieder nach oben treiben wird.
Abhilfe könnte theoretisch das künftige Wirtschaftswachstum und damit das Wachstum der Staatseinnahmen durch Steuern und Sozialabgaben schaffen. Ist dies hoch genug, könnten die Staatshaushalte die Schuldenbelastung tragen. Allerdings wurden beide Komponenten des Wirtschaftswachstums, nämlich das Wachstum von Anzahl und von Produktivität der Arbeitskräfte, seit den Fünfzigerjahren deutlich schwächer. Auch aktuelle technologische Innovationen wie etwa Künstliche Intelligenz dürften diesen Trend nicht nachhaltig ändern.
Ohne deutliche Umlenkung der Staatsausgaben vom Sozialsystem in Investitionen für zum Beispiel Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur - sowie in Deutschland ohne Abbau der Überregulierung und Bürokratie - werden die Staatsfinanzen in den großen Industrieländern in wachsende Unordnung geraten.
Für Anleger ist das ein guter Anreiz, um auf Aktien zu setzen. Historisch waren diese in Zeiten hoher finanzieller Belastung der Staatskassen die bessere Anlageform. Anleger, die den Schwerpunkt hier setzen, müssen sich trotz aller künftigen Probleme langfristig keine allzu großen Sorgen um den realen Erhalt ihres Vermögens machen.
Reinhard Panses Positionen
Seit Jahrzehnten fahren Staaten eine riskante, schuldenbasierte Konjunkturpolitik. In Zeiten von Klimawandel und geopolitischer Instabilität droht sich das zu rächen. Ob sie die notwendigen Gegenmaßnahmen ergreifen, ist aber zweifelhaft.
Man tut dem früheren deutschen Fußballspieler Jürgen Wegmann, genannt „Kobra“, sicher kein Unrecht, wenn man sagt, dass Ökonomie nicht seine Kernkompetenz war. Das war eher das Toreschießen, was er in den Achtzigerjahren sehr erfolgreich betrieb, unter anderem für Borussia Dortmund, Schalke 04 und den FC Bayern München. Trotzdem hat er der Welt eine Weisheit hinterlassen, die die aktuelle Situation der weltweiten Staatsfinanzen besser beschreibt als es jeder gelernte Wirtschaftswissenschaftler könnte: „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“
Das mangelnde Glück lässt sich seit dem Ende der Golddeckung für Währungen beobachten. Staaten nahmen und nehmen Schulden auf, um die Sozialsysteme auszubauen und zu stützen. Sie versuchen, jede Wirtschaftskrise (Ölkrisen der Siebzigerjahre, Irak-Kriege 1991 und 2003, Zusammenbruch des europäischen Währungssystems 1992, Lehman-Pleite 2008, Corona 2020) mit mehr Ausgaben zu beenden, ebenfalls schuldenfinanziert. Die Hoffnung ist stets, dass solche Konjunkturprogramme in höheren Steuereinnahmen resultieren und so die Kreditkosten ausgeglichen werden können. Eine schöne Theorie, nur hat sie bisher nicht wirklich funktioniert. (Böse Zungen würden vielleicht behaupten, dass es nicht am Glück, sondern an der Grundidee liegt…)
Das Pech nimmt nun gleich dreierlei Gestalt an. Zum einen altern viele westliche Gesellschaften rapide – die USA bilden hier eine Ausnahme – die geopolitischen Probleme nehmen zu und die Bewältigung der Erderwärmung steht ebenfalls an. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt die aus diesen drei Sonderbelastungen resultierenden zusätzlichen jährlichen Kosten in den Industrieländern auf künftig durchschnittlich 7,5 Prozent des Volkseinkommens.
Traditionell würden Staaten diesem Schuldenproblem auf zwei Arten begegnen: Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen. Ein Blick auf das aktuelle Haushaltsgezerre in Deutschland zeigt bereits, dass beide Wege politisch nicht realisierbar sind, weder hierzulande noch in anderen Industriestaaten.
Kurzfristig könnte den Staaten helfen, dass die Inflation recht hoch liegt und die Zinsen parallel immer noch vergleichsweise niedrig. Als angenehme Folge von hoher Inflation bei tiefen Zinsen fielen zuletzt in den westlichen Industrieländern die Staatsschulden, aber auch die Gesamtschulden. Langfristig wird das aber keine Lösung sein, da bereits 2024 eine Rezession droht, welche die Schulden wieder nach oben treiben wird.
Abhilfe könnte theoretisch das künftige Wirtschaftswachstum und damit das Wachstum der Staatseinnahmen durch Steuern und Sozialabgaben schaffen. Ist dies hoch genug, könnten die Staatshaushalte die Schuldenbelastung tragen. Allerdings wurden beide Komponenten des Wirtschaftswachstums, nämlich das Wachstum von Anzahl und von Produktivität der Arbeitskräfte, seit den Fünfzigerjahren deutlich schwächer. Auch aktuelle technologische Innovationen wie etwa Künstliche Intelligenz dürften diesen Trend nicht nachhaltig ändern.
Ohne deutliche Umlenkung der Staatsausgaben vom Sozialsystem in Investitionen für zum Beispiel Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur - sowie in Deutschland ohne Abbau der Überregulierung und Bürokratie - werden die Staatsfinanzen in den großen Industrieländern in wachsende Unordnung geraten.
Für Anleger ist das ein guter Anreiz, um auf Aktien zu setzen. Historisch waren diese in Zeiten hoher finanzieller Belastung der Staatskassen die bessere Anlageform. Anleger, die den Schwerpunkt hier setzen, müssen sich trotz aller künftigen Probleme langfristig keine allzu großen Sorgen um den realen Erhalt ihres Vermögens machen.
Über den Autor
Reinhard Panse
Reinhard Panse ist Chief Investment Officer und Mitgründer der FINVIA Family Office GmbH. Bis Februar 2020 war Reinhard Panse Mitglied der Geschäftsführung und Chief Investment Officer für die im Eigentum der Familie Harald Quandt stehende HQ Trust GmbH. Von 2004 bis zum Eintritt in die HQ Trust GmbH im Jahre 2011 war Reinhard Panse Chief Investment Officer des in der UBS Deutschland AG geschaffenenGeschäftsbereichs UBS Sauerborn. Ab 2001 war Reinhard Panse Mitglied des Vorstands der Sauerborn Trust AG bzw. der Rechtsvorgänger. Er verantwortete die Investmentstrategie und gestaltete federführend die ganzheitliche Vermögensbetreuung und -verwaltung großer Privatvermögen. Begonnen hat Reinhard Panse mit der Übernahme von Kapitalmarkt- und Kundenbetreuungstätigkeiten bei der Feri GmbH im Jahre 1989, nachdem er eine eigene Vermögensverwaltung als Geschäftsführer gegründet und geführt hatte.