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Die Made im Spacmantel

17.12.2020

Der Mann, der nach den Sternen greifen will, ist seinem Ziel an diesem Tag im September 2019 ein ganzes Stück näher gekommen. Im Raumanzug stellt sich US-Milliardär Richard Branson breitbeinig vor die mächtigen Säulen der Wall Street, hinter ihm schießt ein Feuerwerk hervor, das kurz anmutet wie ein Sternenschauer. Als es versiegt, explodieren Konfetti-Kanonen und feuern die bunten Schnipsel quer über die Wall Street. Branson posiert, winkelt die Arme auf Schulterhöhe an, als wolle er zeigen: So stark bin ich.

Wahrhaftig hat Branson im September 2019 einen Kraftakt hinter sich. Virgin Galactic, das Raumfahrtunternehmen des US-Multimilliardärs, ist seit diesem Tag als erstes privates Unternehmen für bemannte Raumfahrt offiziell an der New York Stock Exchange gelistet. Branson hat das eine große Summe Geld in die Kasse gespült und ihn damit ein Stück näher zu den Sternen gebracht, wo er mit seinen Weltraumflügen gerne hin möchte. 

Besondere Signalwirkung hatte der Börsengang von Virgin Galactic nicht nur, weil Branson ein Exzentriker ist. Das wahrlich aufsehenerregende war die Art, wie Branson seinen Stern ans Börsenfirmament geheftet hat. Statt über einen normalen Börsengang hat sich Branson über eine Fusion an die Wall Street gemogelt – durch eine Hintertür gewissermaßen.

Mehr als 70 Milliarden US-Dollar haben Spacs dieses Jahr schon eingesammelt

Diese Hintertür ist das derzeit wohl wichtigste Thema an den Börsen der USA und hört auf die Abkürzung „Spac“. Das Akronym steht für special-purpose acquisition company, also ein börsennotiertes Akquisitionsvehikel. Dieser Spac ist an der Börse gelistet wie ein normaler Konzern, hat aber kein Geschäft dahinter, keine Produktion von Autos, keine Versandzentren oder ähnliches, sondern ist eine leere Hülle, vollgepumpt mit Geld von Investoren. 

Starmanager versprechen den Investoren Traumrenditen und, dass sie innerhalb von 24 Monaten eine reale Firma finden, mit welcher der Spac fusionieren kann. Das so neu entstandene Unternehmen kommt damit zu einem festen Preis an die Börse. Die Investoren wiederum hoffen, dass die Aktien der Firma dann steigen und sie kräftig verdienen. Findet der Manager kein Unternehmen, das sich auf eine Übernahme einlässt, oder ein Investor möchte die Übernahme nicht mitgehen, bekommen die Geldgeber ihr Investment zurück. 

Doch während die Manager viel versprechen, warnen Kritiker bereits vor Bewertungsblasen und davor, dass sich so Unternehmen aufs Parkett mogeln, die eigentlich noch gar nicht börsenreif sind. Kann das gut gehen?

Nun ist Virgin Galactic nicht die erste Firma, die sich so an die Börse bringt, wohl aber ein Meilenstein. „Vigin Galactic hat Spacs in eine völlig andere Dimension katapultiert, besonders was die Aufmerksamkeit der Presse und der Finanzmärkte angeht“, sagt Douglas S. Ellenoff, seinerseits Anwalt und Veteran auf dem Gebiet der Spacs. Jahrelang waren diese Börsenmäntel nur ein Feld für wenige Spezialisten, die sich in der hochriskanten Nische bewegten. Denn meist gehen junge Firmen an die Börse, viele haben noch nie Gewinn gemacht. Sie sind damit ähnlich riskant wie ein Start-up-Investment – und womöglich ähnlich überbewertet. 

Doch mit niedrigen Zinsen und einem immer größeren Risikoappetit der Anleger, werden Spacs für Investoren plötzlich interessant. „Die Investoren wollen die Rendite aus dem Silicon Valley und deshalb früher in Firmen einstiegen als wenn sie erst an der Börse die Aktien kaufen“, sagt Ellenoff, und prognostiziert: „Das goldene Zeitalter fängt grade erst an.“

Die Zahlen der letzten Monate deuten daraufhin, dass Ellenoff Recht behalten könnte. In einem äußerst volatilen Markt, der dank der expansiven Geldpolitik der Notenbank vollgepumpt ist mit Geld, brachen Spacs-Börsengänge wie der von Virgin Galactic bereits 2019 Rekord um Rekord. Am Ende standen laut dem Szeneblog SPACInsider 59 Spac-Börsengänge zu Buche. 2020 hat sich der Hype noch einmal vervielfacht. Der Blog zählt aktuell 210 Spac-Börsengänge, mit einem Volumen von mehr als 70 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: 2009 war es noch einer – mit einem Volumen von 36Millionen US-Dollar.

Big T & die Börsenmäntel

In Deutschland haben Spacs bisher keinen Durchbruch feiern können. Dabei war mit dem Germany1 im Jahr 2008 wirklich große Hoffnung verbunden. Starmanager Thomas Middelhoff, Roland Berger und die Deutsche Bank hingen an dem Projekt, das große Hoffnungen schürte, diese am Ende aber enttäuschte. 250 Millionen Euro hatte der Spac eingesammelt und viele Firmen unter die Lupe genommen. Nach der Übernahme von der AEG Power Solutions im Jahr 2009 aber ging es nicht steil nach oben, sondern erstmal abwärts mit der Aktie. Aber schlimmer geht immer: Nach einer verpatzten Übernahme im Jahr 2012 notierte die Aktie zeitweise unter der Marke von zwei Euro. 2018 dann war der Spuk vorbei: Es folgte ein Rückzug von der Börse.

Der aktuelle Hype wird zweifelsohne auch dadurch befeuert, dass die meisten Blanko-Firmen von großen Namen geführt werden. Der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhaus Paul Ryan, ist Verwaltungsratschef eines Spacs, Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti ist als Chef bei einer Blanko-Firma eingestiegen und Ex-Google-Boss Eric Schmidt verdient inzwischen als Berater für Spacs sein Geld. Spätestens als Bill Ackmann seinen Namen in die Waagschale warf, war der Hype nicht mehr zu bremsen. Der Star der Hedgefondsbranche hat mit seiner Blanko-Firma bisher sagenhafte vier Milliarden US-Dollar eingesammelt und der gesamte Finanzmarkt rätselt, in welches Unternehmen er mit so viel Geld einsteigen will. Nichts scheint für die Spacs mehr zu groß. Sogar der Medienkonzern Bloomberg war schon im Gespräch, was dieser aber dementierte.

Während Manager wie Ackmann noch suchen, haben es andere Unternehmen bereits geschafft, einen Spac als Sponsor zu finden und sich über ihn an der Börse zu platzieren. Neben Virgin Galactic, zählen dazu der Wettanbieter Draft King oder der Truck-Hersteller Nikola, der sich bereits mit schweren Vorwürfen konfrontiert sah und dessen Geschäftsführer daraufhin zurücktreten musste. War die Firma noch nicht börsenreif?

Spacs liegen im Trend: Börsengänge der Blanko-Firmen und durchschnittliches Volumen der Listings im Zeitverlauf

In eben solchen Fällen liegt eine große Gefahr für den Trend. Denn Spacs haben seit ihrer Anfangszeit von vor mehr als 20 Jahren einen schlechten Ruf, weil sie oftmals mit Tricksereien rund um Pennystocks, also Aktien deren Wert unter fünf Dollar liegt, in Verbindung gebracht wurden. Viele US-Amerikaner verloren ihr investiertes Geld.  

Heute sind die Regularien für die Börsenmäntel zwar strenger und der Schutz für Investoren besser. Doch ist es für Anleger noch immer schwierig, die Lage einzuschätzen. Sie vertrauen zunächst blind auf die Manager – und selbst die sind offenbar nicht immer auf der Höhe. Mit dem griechischen Musikstreamingdienst Akazoo hatte es zuletzt ein Start-up an die Börse geschafft, dessen Nutzer es womöglich nie in dieser Zahl gegeben hat. Und der Truck-Hersteller Nikola sah sich nach seinem Börsengang mit schweren Vorwürfen konfrontiert, etwa dass die Technik in Werbevideos gar nicht von der Firma selbst stammte. Wenige Wochen und einige kritische Artikelspäter, verabschiedeten sich erst der Chef, dann angekündigte Partner und der Aktienpreis rauschte ab. Von zeitweise mehr als 90 US-Dollar ist die Aktie auf nur noch auf 15 US-Dollar gefallen.

Der Börsengang von Virgin Galactic verlief hingegen sehr gut. Aus zehn US-Dollar je Aktie, die der Börsenmantel kostete, sind nun über 30 US-Dollar geworden. Das ist ein Gewinn von mehr als 200 Prozent, den Investoren bereits kassiert haben. Es bleibt also eine Wette, eine riskante noch dazu. 

Unternehmen, die einen Börsengang planen,bekommen mit einem Spac mehr Sicherheit

Während Investoren also darauf hoffen, dass sich ihre Rendite vervielfacht und nicht in Luft auflöst, bleibt noch die Frage: Warum wollen Unternehmen überhaupt durch die Hintertür an die Börse?

Anruf bei Martin Steinbach, Leiter Börsengänge und Listing Services für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei EY (früher: Ernst & Young). Seit mehr als 25 Jahren hat er die Geschehnisse rund um Börsengänge von kleinen wie großen Firmen, in Deutschland wie in Europa und auch den USA im Blick. Dass das Thema in den vergangenen Monaten so viel Fahrt aufgenommen hat, liege besonders an der Volatilität: „Wenn Sie einen Börsengang planen, wollen Sie für die Platzierungsphase ruhiges Fahrwasser, damit sie nicht unter Wert an der Börse listen“, sagt Steinbach. „Doch heutzutage können Sie kaum mehr zwei Wochen im Voraus planen, was das Volatilitäts- und Preisrisiko klassischer Börsengänge erhöht.“

„Wir werden im kommenden Jahren viele Spacs in Europa sehen“ – Douglas S. Ellenoff, Spac-Experte 

Tatsächlich dauert die Vorbereitung auf einen traditionellen Börsengang rund zwölf Monate. In der Platzierungsphase gehört dazu eine Roadshow durch die ganze Welt, um institutionelle Investoren und Geldgeber zu finden, die anbieten, dass sie für einen Preis X eine Summe Y an Anteilen erwerben werden. Über einen Wettbewerb von Angebot und Nachfrage wird so der Preis festgelegt, für die eine Aktie an der Börse gelistet wird und damit wie viel Geld in die Firmenkassen kommt. „Die Bewertung zum Börsengang war zuletzt international aber oft zu niedrig oder wurde kurzfristig heruntergesetzt. Die Aktie ist dann in den ersten Tagen stark gestiegen. Das ist Geld, das die Firmen nicht bekommen haben“, berichtet Steinbach von seinen Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte.

Bei einem Spac besteht dieses Risiko nicht unbedingt, weil der Käufer dem zu übernehmenden Unternehmen eine gewisse Sicherheit bietet. Die Verkäufer wissen von vornherein wie viel Geld sie für wie viele Anteile herausgeben werden und müssen sich in diesem Fall auch nur mit einem Unternehmen einig werden. „So wissen sie, wie hoch die Verwässerung der Aktien ist,“ erklärt Steinbach von EY. Nachteilig sei im Umkehrschluss, dass sich die Investoren diese Sicherheit auch gern bezahlen ließen, etwa indem sie mehr Anteile verlangten. „Ob sich das für ein Unternehmen lohnt, muss man im Einzelfall durchrechnen“, sagt Steinbach.

Ist die Spacs-Euphorie also vorbei oder fängt sie gerade erst an? Spac-Profi Ellenoff lächelt nur verschmitzt, wenn er nach der Zukunft gefragt wird. „Wir werden in den kommenden Jahren viele Spacs in Europa sehen“, sagt er. „Aber die werden alle an US-Börsen gelistet werden, nicht in Europa“, prophezeit der Spac-Veteran, Steinbach von EY pflichtet der These bei. Er sieht in der starken US-Spac-Dominanz künftig ein Problem, da so mögliche Börsenkandidaten oder High-Tech-Firmen nicht in ihrem Heimatmarkt gelistet werden. „Das wäre ein Nachteil für die Börsen in Deutschland, in Frankreich oder in London“, sagt Steinbach. „Denn dann gehen heimischen Märkten und Investoren attraktive Börsenkandidaten abhanden.“

Die Made im Spacmantel

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Die Made im Spacmantel

17.12.2020

Nils Wischmeyer

Spacs sind mit Milliarden von Dollars gefüllte Börsenmäntel, die unter den Fittichen von Star-Managern stehen. Durch eine Fusion mit realen Unternehmen bringen diese zurzeit hunderte Firmen an die Börse. Kann das eine Alternative zu normalen Börsengängen sein?

Der Mann, der nach den Sternen greifen will, ist seinem Ziel an diesem Tag im September 2019 ein ganzes Stück näher gekommen. Im Raumanzug stellt sich US-Milliardär Richard Branson breitbeinig vor die mächtigen Säulen der Wall Street, hinter ihm schießt ein Feuerwerk hervor, das kurz anmutet wie ein Sternenschauer. Als es versiegt, explodieren Konfetti-Kanonen und feuern die bunten Schnipsel quer über die Wall Street. Branson posiert, winkelt die Arme auf Schulterhöhe an, als wolle er zeigen: So stark bin ich.

Wahrhaftig hat Branson im September 2019 einen Kraftakt hinter sich. Virgin Galactic, das Raumfahrtunternehmen des US-Multimilliardärs, ist seit diesem Tag als erstes privates Unternehmen für bemannte Raumfahrt offiziell an der New York Stock Exchange gelistet. Branson hat das eine große Summe Geld in die Kasse gespült und ihn damit ein Stück näher zu den Sternen gebracht, wo er mit seinen Weltraumflügen gerne hin möchte. 

Besondere Signalwirkung hatte der Börsengang von Virgin Galactic nicht nur, weil Branson ein Exzentriker ist. Das wahrlich aufsehenerregende war die Art, wie Branson seinen Stern ans Börsenfirmament geheftet hat. Statt über einen normalen Börsengang hat sich Branson über eine Fusion an die Wall Street gemogelt – durch eine Hintertür gewissermaßen.

Mehr als 70 Milliarden US-Dollar haben Spacs dieses Jahr schon eingesammelt

Diese Hintertür ist das derzeit wohl wichtigste Thema an den Börsen der USA und hört auf die Abkürzung „Spac“. Das Akronym steht für special-purpose acquisition company, also ein börsennotiertes Akquisitionsvehikel. Dieser Spac ist an der Börse gelistet wie ein normaler Konzern, hat aber kein Geschäft dahinter, keine Produktion von Autos, keine Versandzentren oder ähnliches, sondern ist eine leere Hülle, vollgepumpt mit Geld von Investoren. 

Starmanager versprechen den Investoren Traumrenditen und, dass sie innerhalb von 24 Monaten eine reale Firma finden, mit welcher der Spac fusionieren kann. Das so neu entstandene Unternehmen kommt damit zu einem festen Preis an die Börse. Die Investoren wiederum hoffen, dass die Aktien der Firma dann steigen und sie kräftig verdienen. Findet der Manager kein Unternehmen, das sich auf eine Übernahme einlässt, oder ein Investor möchte die Übernahme nicht mitgehen, bekommen die Geldgeber ihr Investment zurück. 

Doch während die Manager viel versprechen, warnen Kritiker bereits vor Bewertungsblasen und davor, dass sich so Unternehmen aufs Parkett mogeln, die eigentlich noch gar nicht börsenreif sind. Kann das gut gehen?

Nun ist Virgin Galactic nicht die erste Firma, die sich so an die Börse bringt, wohl aber ein Meilenstein. „Vigin Galactic hat Spacs in eine völlig andere Dimension katapultiert, besonders was die Aufmerksamkeit der Presse und der Finanzmärkte angeht“, sagt Douglas S. Ellenoff, seinerseits Anwalt und Veteran auf dem Gebiet der Spacs. Jahrelang waren diese Börsenmäntel nur ein Feld für wenige Spezialisten, die sich in der hochriskanten Nische bewegten. Denn meist gehen junge Firmen an die Börse, viele haben noch nie Gewinn gemacht. Sie sind damit ähnlich riskant wie ein Start-up-Investment – und womöglich ähnlich überbewertet. 

Doch mit niedrigen Zinsen und einem immer größeren Risikoappetit der Anleger, werden Spacs für Investoren plötzlich interessant. „Die Investoren wollen die Rendite aus dem Silicon Valley und deshalb früher in Firmen einstiegen als wenn sie erst an der Börse die Aktien kaufen“, sagt Ellenoff, und prognostiziert: „Das goldene Zeitalter fängt grade erst an.“

Die Zahlen der letzten Monate deuten daraufhin, dass Ellenoff Recht behalten könnte. In einem äußerst volatilen Markt, der dank der expansiven Geldpolitik der Notenbank vollgepumpt ist mit Geld, brachen Spacs-Börsengänge wie der von Virgin Galactic bereits 2019 Rekord um Rekord. Am Ende standen laut dem Szeneblog SPACInsider 59 Spac-Börsengänge zu Buche. 2020 hat sich der Hype noch einmal vervielfacht. Der Blog zählt aktuell 210 Spac-Börsengänge, mit einem Volumen von mehr als 70 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: 2009 war es noch einer – mit einem Volumen von 36Millionen US-Dollar.

Big T & die Börsenmäntel

In Deutschland haben Spacs bisher keinen Durchbruch feiern können. Dabei war mit dem Germany1 im Jahr 2008 wirklich große Hoffnung verbunden. Starmanager Thomas Middelhoff, Roland Berger und die Deutsche Bank hingen an dem Projekt, das große Hoffnungen schürte, diese am Ende aber enttäuschte. 250 Millionen Euro hatte der Spac eingesammelt und viele Firmen unter die Lupe genommen. Nach der Übernahme von der AEG Power Solutions im Jahr 2009 aber ging es nicht steil nach oben, sondern erstmal abwärts mit der Aktie. Aber schlimmer geht immer: Nach einer verpatzten Übernahme im Jahr 2012 notierte die Aktie zeitweise unter der Marke von zwei Euro. 2018 dann war der Spuk vorbei: Es folgte ein Rückzug von der Börse.

Der aktuelle Hype wird zweifelsohne auch dadurch befeuert, dass die meisten Blanko-Firmen von großen Namen geführt werden. Der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhaus Paul Ryan, ist Verwaltungsratschef eines Spacs, Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti ist als Chef bei einer Blanko-Firma eingestiegen und Ex-Google-Boss Eric Schmidt verdient inzwischen als Berater für Spacs sein Geld. Spätestens als Bill Ackmann seinen Namen in die Waagschale warf, war der Hype nicht mehr zu bremsen. Der Star der Hedgefondsbranche hat mit seiner Blanko-Firma bisher sagenhafte vier Milliarden US-Dollar eingesammelt und der gesamte Finanzmarkt rätselt, in welches Unternehmen er mit so viel Geld einsteigen will. Nichts scheint für die Spacs mehr zu groß. Sogar der Medienkonzern Bloomberg war schon im Gespräch, was dieser aber dementierte.

Während Manager wie Ackmann noch suchen, haben es andere Unternehmen bereits geschafft, einen Spac als Sponsor zu finden und sich über ihn an der Börse zu platzieren. Neben Virgin Galactic, zählen dazu der Wettanbieter Draft King oder der Truck-Hersteller Nikola, der sich bereits mit schweren Vorwürfen konfrontiert sah und dessen Geschäftsführer daraufhin zurücktreten musste. War die Firma noch nicht börsenreif?

Spacs liegen im Trend: Börsengänge der Blanko-Firmen und durchschnittliches Volumen der Listings im Zeitverlauf

In eben solchen Fällen liegt eine große Gefahr für den Trend. Denn Spacs haben seit ihrer Anfangszeit von vor mehr als 20 Jahren einen schlechten Ruf, weil sie oftmals mit Tricksereien rund um Pennystocks, also Aktien deren Wert unter fünf Dollar liegt, in Verbindung gebracht wurden. Viele US-Amerikaner verloren ihr investiertes Geld.  

Heute sind die Regularien für die Börsenmäntel zwar strenger und der Schutz für Investoren besser. Doch ist es für Anleger noch immer schwierig, die Lage einzuschätzen. Sie vertrauen zunächst blind auf die Manager – und selbst die sind offenbar nicht immer auf der Höhe. Mit dem griechischen Musikstreamingdienst Akazoo hatte es zuletzt ein Start-up an die Börse geschafft, dessen Nutzer es womöglich nie in dieser Zahl gegeben hat. Und der Truck-Hersteller Nikola sah sich nach seinem Börsengang mit schweren Vorwürfen konfrontiert, etwa dass die Technik in Werbevideos gar nicht von der Firma selbst stammte. Wenige Wochen und einige kritische Artikelspäter, verabschiedeten sich erst der Chef, dann angekündigte Partner und der Aktienpreis rauschte ab. Von zeitweise mehr als 90 US-Dollar ist die Aktie auf nur noch auf 15 US-Dollar gefallen.

Der Börsengang von Virgin Galactic verlief hingegen sehr gut. Aus zehn US-Dollar je Aktie, die der Börsenmantel kostete, sind nun über 30 US-Dollar geworden. Das ist ein Gewinn von mehr als 200 Prozent, den Investoren bereits kassiert haben. Es bleibt also eine Wette, eine riskante noch dazu. 

Unternehmen, die einen Börsengang planen,bekommen mit einem Spac mehr Sicherheit

Während Investoren also darauf hoffen, dass sich ihre Rendite vervielfacht und nicht in Luft auflöst, bleibt noch die Frage: Warum wollen Unternehmen überhaupt durch die Hintertür an die Börse?

Anruf bei Martin Steinbach, Leiter Börsengänge und Listing Services für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei EY (früher: Ernst & Young). Seit mehr als 25 Jahren hat er die Geschehnisse rund um Börsengänge von kleinen wie großen Firmen, in Deutschland wie in Europa und auch den USA im Blick. Dass das Thema in den vergangenen Monaten so viel Fahrt aufgenommen hat, liege besonders an der Volatilität: „Wenn Sie einen Börsengang planen, wollen Sie für die Platzierungsphase ruhiges Fahrwasser, damit sie nicht unter Wert an der Börse listen“, sagt Steinbach. „Doch heutzutage können Sie kaum mehr zwei Wochen im Voraus planen, was das Volatilitäts- und Preisrisiko klassischer Börsengänge erhöht.“

„Wir werden im kommenden Jahren viele Spacs in Europa sehen“ – Douglas S. Ellenoff, Spac-Experte 

Tatsächlich dauert die Vorbereitung auf einen traditionellen Börsengang rund zwölf Monate. In der Platzierungsphase gehört dazu eine Roadshow durch die ganze Welt, um institutionelle Investoren und Geldgeber zu finden, die anbieten, dass sie für einen Preis X eine Summe Y an Anteilen erwerben werden. Über einen Wettbewerb von Angebot und Nachfrage wird so der Preis festgelegt, für die eine Aktie an der Börse gelistet wird und damit wie viel Geld in die Firmenkassen kommt. „Die Bewertung zum Börsengang war zuletzt international aber oft zu niedrig oder wurde kurzfristig heruntergesetzt. Die Aktie ist dann in den ersten Tagen stark gestiegen. Das ist Geld, das die Firmen nicht bekommen haben“, berichtet Steinbach von seinen Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte.

Bei einem Spac besteht dieses Risiko nicht unbedingt, weil der Käufer dem zu übernehmenden Unternehmen eine gewisse Sicherheit bietet. Die Verkäufer wissen von vornherein wie viel Geld sie für wie viele Anteile herausgeben werden und müssen sich in diesem Fall auch nur mit einem Unternehmen einig werden. „So wissen sie, wie hoch die Verwässerung der Aktien ist,“ erklärt Steinbach von EY. Nachteilig sei im Umkehrschluss, dass sich die Investoren diese Sicherheit auch gern bezahlen ließen, etwa indem sie mehr Anteile verlangten. „Ob sich das für ein Unternehmen lohnt, muss man im Einzelfall durchrechnen“, sagt Steinbach.

Ist die Spacs-Euphorie also vorbei oder fängt sie gerade erst an? Spac-Profi Ellenoff lächelt nur verschmitzt, wenn er nach der Zukunft gefragt wird. „Wir werden in den kommenden Jahren viele Spacs in Europa sehen“, sagt er. „Aber die werden alle an US-Börsen gelistet werden, nicht in Europa“, prophezeit der Spac-Veteran, Steinbach von EY pflichtet der These bei. Er sieht in der starken US-Spac-Dominanz künftig ein Problem, da so mögliche Börsenkandidaten oder High-Tech-Firmen nicht in ihrem Heimatmarkt gelistet werden. „Das wäre ein Nachteil für die Börsen in Deutschland, in Frankreich oder in London“, sagt Steinbach. „Denn dann gehen heimischen Märkten und Investoren attraktive Börsenkandidaten abhanden.“

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Über den Autor

Nils Wischmeyer

Die Made im SpacmantelDie Made im Spacmantel

Nils Wischmeyer schreibt über Finanzmärkte, Geldanlage, Banken, Bankenregulierung und Wirtschaftskriminalität.

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