Reinhard Panses Positionen
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Podcast
Vor einer solchen Wahl nämlich überbieten sich einige Politiker seit Jahren mit Forderungen nach der Umverteilung von eben allem, was sich so umverteilen lässt. Dabei zeigt ein Blick auf die Zahlen ziemlich deutlich, dass ausgerechnet der umverteilende Sozialstaat das Einkommenswachstum der Mittelschicht gebremst und den Wohlstand ausgehöhlt hat.
Das hat einen verheerenden Effekt. Denn sollten die Politiker auch weiterhin nicht Willens oder in der Lage sein, vernünftige Analysen zur Grundlage einer zukunftsorientierten Politik zu machen, so wird die in Deutschland dringend notwendige Vermögensbildung weiterhin politisch torpediert werden. Das fängt bei der unsinnigen Mietpreisbremse an, die Immobilienbesitz endgültig unerschwinglich für alle macht, und hört bei einer Vermögensbesteuerung auf, die den Sachwert Aktie vollends unattraktiv macht. Doch fangen wir vorne an – bei den „Ungerechtigkeiten“.
Deutschland nämlich hat einen hohen Gini-Koeffizienten, das Einkommen also ist ungerecht verteilt. Doch ist das nur der erste Blick. Wer genauer hinschaut, der sieht: Dieses Problem ist in Deutschland bereits gelöst. Denn wenn man unter Berücksichtigung der Umverteilungen der Sozialleistungen auf die nackten Zahlen blickt, ist die Einkommensverteilung nur in Frankreich weniger ungleich und damit „gerechter“ als in Deutschland. Mit angeblicher Ungerechtigkeit kann man eine verschärfte Einkommensbesteuerung demzufolge nicht rechtfertigen.
Diese These stimmt absolut. Nicht aber die reichsten Deutschen haben zu viel Geld, sondern im Gegenteil die Mittelschicht und die Geringverdiener zu wenig. Das fällt besonders im europäischen Vergleich auf. Schon beim Nettovermögen der Mittelschicht liegt Deutschland deutlich unter dem Durchschnitt der Eurozone und kann mit den angeblichen Hungerleidern wie Italien überhaupt nicht mithalten. Besonders beschämend ist aber in Deutschland das Pro-Kopf-Vermögen der unteren Mittelschicht. Sogar die ärmsten 40 Prozent der Ostblockstaaten stehen da besser da.
Diese abstruse Situation bedarf der genaueren Erläuterung, denn sie ist letztlich auf immer denselben politischen Fehler zurückzuführen: Umverteilung. Diese hat nämlich den Preis, dass die die Geringverdiener sie in Form hoher Sozialbeiträge mitbezahlen müssen. Dadurch erreicht deren Grenzbelastung durch Steuern und Sozialabgaben über 55% und bei den Beziehern mittlerer Einkommen sogar unfassbare 60%. Mit Ausnahme Schwedens wird sogar bei Spitzenverdienern in Ländern wie der Schweiz, Großbritannien, den USA oder Spanien und auch in Deutschland zusätzliches Einkommen deutlich weniger belastet als beim deutschen Mittel- und Geringverdiener. Das erklärt die physische Unmöglichkeit für die unteren und mittleren Einkommensgruppen, Vermögen zu bilden. Der Sozialstaat gleicht in der Folge nur Einkommen an (siehe Problem 1), nicht aber das Vermögen.
Der Aufbau einer kostengünstigen aktienbasierten Altersvorsorge, wie es auch andere Länder schaffen, wäre langfristig eine effektive Maßnahme zur Bekämpfung der hohen Vermögensungleichheit in Deutschland. Eine andere wäre ein verbesserter Zugang zu Immobilienbesitz auch für mittlere und geringere Einkommensbezieher, beispielsweise durch Vereinfachung von Bauvorschriften für den Bereitstellung von günstigem Bauland oder den Erlass der Grunderwerbsteuer für Erstkäufer mit niedrigem Einkommen. Nichts davon findet sich in den Parteiprogrammen und das ist schade. Wollen Sie das nicht mal ändern, liebe Politik?
Reinhard Panses Positionen
In zwei Monaten steht die nächste Bundestagswahl an und weil das über unser aller Leben entscheidet, geht es in diesem Monat um die Politik und das Geld – und weniger die kurzfristigen Kapriolen der Finanzmärkte.
Vor einer solchen Wahl nämlich überbieten sich einige Politiker seit Jahren mit Forderungen nach der Umverteilung von eben allem, was sich so umverteilen lässt. Dabei zeigt ein Blick auf die Zahlen ziemlich deutlich, dass ausgerechnet der umverteilende Sozialstaat das Einkommenswachstum der Mittelschicht gebremst und den Wohlstand ausgehöhlt hat.
Das hat einen verheerenden Effekt. Denn sollten die Politiker auch weiterhin nicht Willens oder in der Lage sein, vernünftige Analysen zur Grundlage einer zukunftsorientierten Politik zu machen, so wird die in Deutschland dringend notwendige Vermögensbildung weiterhin politisch torpediert werden. Das fängt bei der unsinnigen Mietpreisbremse an, die Immobilienbesitz endgültig unerschwinglich für alle macht, und hört bei einer Vermögensbesteuerung auf, die den Sachwert Aktie vollends unattraktiv macht. Doch fangen wir vorne an – bei den „Ungerechtigkeiten“.
Deutschland nämlich hat einen hohen Gini-Koeffizienten, das Einkommen also ist ungerecht verteilt. Doch ist das nur der erste Blick. Wer genauer hinschaut, der sieht: Dieses Problem ist in Deutschland bereits gelöst. Denn wenn man unter Berücksichtigung der Umverteilungen der Sozialleistungen auf die nackten Zahlen blickt, ist die Einkommensverteilung nur in Frankreich weniger ungleich und damit „gerechter“ als in Deutschland. Mit angeblicher Ungerechtigkeit kann man eine verschärfte Einkommensbesteuerung demzufolge nicht rechtfertigen.
Diese These stimmt absolut. Nicht aber die reichsten Deutschen haben zu viel Geld, sondern im Gegenteil die Mittelschicht und die Geringverdiener zu wenig. Das fällt besonders im europäischen Vergleich auf. Schon beim Nettovermögen der Mittelschicht liegt Deutschland deutlich unter dem Durchschnitt der Eurozone und kann mit den angeblichen Hungerleidern wie Italien überhaupt nicht mithalten. Besonders beschämend ist aber in Deutschland das Pro-Kopf-Vermögen der unteren Mittelschicht. Sogar die ärmsten 40 Prozent der Ostblockstaaten stehen da besser da.
Diese abstruse Situation bedarf der genaueren Erläuterung, denn sie ist letztlich auf immer denselben politischen Fehler zurückzuführen: Umverteilung. Diese hat nämlich den Preis, dass die die Geringverdiener sie in Form hoher Sozialbeiträge mitbezahlen müssen. Dadurch erreicht deren Grenzbelastung durch Steuern und Sozialabgaben über 55% und bei den Beziehern mittlerer Einkommen sogar unfassbare 60%. Mit Ausnahme Schwedens wird sogar bei Spitzenverdienern in Ländern wie der Schweiz, Großbritannien, den USA oder Spanien und auch in Deutschland zusätzliches Einkommen deutlich weniger belastet als beim deutschen Mittel- und Geringverdiener. Das erklärt die physische Unmöglichkeit für die unteren und mittleren Einkommensgruppen, Vermögen zu bilden. Der Sozialstaat gleicht in der Folge nur Einkommen an (siehe Problem 1), nicht aber das Vermögen.
Der Aufbau einer kostengünstigen aktienbasierten Altersvorsorge, wie es auch andere Länder schaffen, wäre langfristig eine effektive Maßnahme zur Bekämpfung der hohen Vermögensungleichheit in Deutschland. Eine andere wäre ein verbesserter Zugang zu Immobilienbesitz auch für mittlere und geringere Einkommensbezieher, beispielsweise durch Vereinfachung von Bauvorschriften für den Bereitstellung von günstigem Bauland oder den Erlass der Grunderwerbsteuer für Erstkäufer mit niedrigem Einkommen. Nichts davon findet sich in den Parteiprogrammen und das ist schade. Wollen Sie das nicht mal ändern, liebe Politik?
Über den Autor
Reinhard Panse
Reinhard Panse ist Chief Investment Officer und Mitgründer der FINVIA Family Office GmbH. Bis Februar 2020 war Reinhard Panse Mitglied der Geschäftsführung und Chief Investment Officer für die im Eigentum der Familie Harald Quandt stehende HQ Trust GmbH. Von 2004 bis zum Eintritt in die HQ Trust GmbH im Jahre 2011 war Reinhard Panse Chief Investment Officer des in der UBS Deutschland AG geschaffenenGeschäftsbereichs UBS Sauerborn. Ab 2001 war Reinhard Panse Mitglied des Vorstands der Sauerborn Trust AG bzw. der Rechtsvorgänger. Er verantwortete die Investmentstrategie und gestaltete federführend die ganzheitliche Vermögensbetreuung und -verwaltung großer Privatvermögen. Begonnen hat Reinhard Panse mit der Übernahme von Kapitalmarkt- und Kundenbetreuungstätigkeiten bei der Feri GmbH im Jahre 1989, nachdem er eine eigene Vermögensverwaltung als Geschäftsführer gegründet und geführt hatte.