Kapitalmarktausblick 08/2025

Staatsschulden und Inflation: das versteckte Risiko

28.8.2025

US-Präsident Donald Trump gilt als wirtschaftsfreundlich, dabei ist er hauptsächlich Trump-freundlich. Sein Politik-Mix dürfte das weltweite, aber vor allem das US-Wirtschaftswachstum senken. Die Inflationsrisiken in den USA werden durch die Beendigung der Unabhängigkeit der US-Zentralbank, die den US-Dollar schwächt, steigen. Für die hoch bewerteten Aktienmärkte ist dies kein besonders günstiges Umfeld, wie Vergleiche mit anderen Phasen erhöhter Inflation zeigen; auch einige Staatsanleihemärkte dürften nicht besonders gut abschneiden. Deutsche Wohnimmobilien und Gold könnten sich in einem solchen Umfeld recht gut entwickeln, da sie von einem schwachen US-Dollar eher profitieren und normal (Gold) bis günstig (Wohnimmobilien) bewertet sind.

Zusammenfassung lesen

Großbritannien und die USA waren bis zum 1. Weltkrieg finanziell besonders solide. Grafik 1 zeigt den britischen Konsumentenpreisindex von 1209 bis 2025. In den 300 Jahren bis 1509 stiegen die Preise jährlich um kaum spürbare 0,14%. Der dann einsetzende Anstieg der Konsumentenpreise betrug bis 1649 740%, ohne dass sich an der Gold- und Silberwährung irgendetwas geändert hatte. Das Problem war, dass es plötzlich zu viel Geld gab. Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 gingen die Spanier in den neuen amerikanischen Kolonien so erfolgreich auf die Suche nach Gold- und Silberminen, dass die Warenpreise in Europa ständig stiegen, weil es immer mehr Edelmetalle, aber nicht entsprechend mehr Getreide, Stoffe oder Holz gab (Quelle: Zeitalter der Entdecker: Gold, Silber, Armut | DIE ZEIT). Mehr Geld führt zu mehr Inflation, auch schon vor 500 Jahren, als „frisches Geld“ mühsam aus den Felsen gekratzt und über den Atlantik transportiert werden musste. Von 1649 bis zum Beginn des ersten Weltkrieges wuchs die Edelmetallmenge kaum noch schneller als das Warenangebot und der Preisanstieg blieb mit 0,1% p.a. äußerst niedrig. Als die Politiker in den vom 1. Weltkrieg betroffenen Ländern bei Kriegsbeginn (1914) die Idee hatten, bedruckte kleine Papierzettel statt Edelmetalle als Zahlungsmittel zu verwenden, wurde hohe Inflation zum Dauerzustand auch in Friedenszeiten, nur kurz unterbrochen von der Deflation während der Weltwirtschaftskrise (1929 bis 1933). Seit 1913 stiegen die Preise in Großbritannien bis heute um durchschnittlich 4,3% p.a. (insgesamt 10.900%).

Seit 1774, dem Beginn des Krieges der 2 Jahre später gegründeten USA gegen die Kolonialmacht Großbritannien (Quelle: Wikipedia), gibt es auch für die USA einen Konsumentenpreisindex, der infolge der Kriegskosten ab 1774 zunächst kräftig anstieg (Grafik 2), ansonsten aber bis zum ersten Weltkrieg sehr ähnlich wie im ehemaligen Mutterland verlief. Kriege und die damit verbundenen Lieferkettenstörungen wurden ab dem 19. Jahrhundert die Hauptursache für Inflationen (Grafik 3, siehe dazu ausführlich den Kapitalmarktausblick vom Juni 2025, den Sie hier finden).

Leider nimmt die Anzahl der Kriege weltweit wieder zu (Grafik 4). Es ist kein Zufall, dass die Zeit recht hoher Inflationsraten ab der Mitte der 60er bis zum Ende der 80er Jahre (Grafik 3) auch eine Zeit mit vielen Kriegen war (Grafik 4).

Damit sind zur Zeit beide Inflationstreiber aktiv, nämlich vermehrte Lieferkettenstörungen aufgrund von Kriegen und anderen geopolitischen Konflikten wie den von Trump willkürlich angezettelten Handelskriegen sowie die grundsätzliche Bereitschaft und Fähigkeit vieler Regierungen, schon bei moderaten Problemen Papiergeld zu drucken und in die Wirtschaft zu pumpen.

Womit wir beim Thema Trump verweilen müssen, der nämlich vor einigen Tagen seinen Angriff auf die Unabhängigkeit der US-Zentralbank mit der Berufung von Stephen Miran in deren Vorstand – von den Medien wenig beachtet - intensiviert hat, um ein Hindernis beim Gelddrucken zu beseitigen. Miran ist der oberste Wirtschaftsberater im Weißen Haus. Wie es unter populistischen Politikern üblich ist, hat er aus einer weitgehend falschen Problemanalyse eine einfache Strategie zur Lösung diverser Probleme erarbeitet und zur Grundlage der Wirtschaftsstrategie der USA unter Trump gemacht (Quelle: Kenneth Rogoff: Trump’s Misguided Plan to Weaken the Dollar by Kenneth Rogoff - Project Syndicate). Miran möchte die Unabhängigkeit der US-Zentralbank beenden, sieht die Zölle nicht als inflationstreibend an (was außer ihm fast kein anderer Ökonom glaubt) und möchte daher die Zinsen sofort stark senken (Quelle: Bantleon: Donald Trump nutzt Stephen Miran als trojanisches Pferd, 11.8.2025). Dies würde den US-Dollar schwächen und dadurch importierte Waren teurer machen, also die Inflation anheizen. Diese Entwicklung würde durch die Zölle verstärkt. Auch die Unterwerfung der US-Zentralbank unter den Willen der Regierung wird die Inflation anheizen, wie eine bekannte Studie zu diesem Thema aufzeigt (Grafik 5).

In einem Punkt hat Meister Miran allerdings recht. Die Schwäche der US-Industrie ist zum Teil auf den bisher noch starken Dollar zurückzuführen (wäre das der einzige Grund, so müsste die Schweiz mit der seit Jahrzehnten stärksten Währung der Welt eine besonders schwache Industrie haben). Am starken US-Dollar ist nach Mirans Auffassung die Tatsache schuld, dass die amerikanische Währung immer noch mit Abstand den größten Teil der weltweiten Währungsreserven ausmacht (Grafik 6). Um die Wirkung des Dollarschwächungs-Cocktails zu maximieren, ist dem Meister noch eine besonders gefährliche Zutat eingefallen. Er will die bösen Ausländer, die US-Staatsanleihen als Währungsreserven gekauft und damit den Dollar hochgetrieben hatten, zwingen, ihre verzinslichen Staatsanleihen in unverzinsliche mit 100 Jahren Laufzeit umzutauschen. Eine 30-jährige US-Anleihe (Wert 100 US-Dollar) mit aktuell 4,9% Verzinsung, die in eine 100-jährige Anleihe ohne Zins getauscht würde, hätte dann einen Wert von nur noch 0,84 US-Dollar. Der Wertrückgang um über 99% stellt einen massiven Zahlungsausfall dar; die USA wären kein akzeptabler Schuldner mehr. Diese Idee ist besonders unsinnig, da die Ausländer durch ihre Dollar-Käufe die langfristigen Zinsen niedrig gehalten und damit die US-Wirtschaft unterstützt haben. Allein schon diese Gedankenspiele des obersten Wirtschaftsberaters der US-Regierung und frischgebackenen Vorstands der US-Zentralbank dürften manch einen Anleger von US-Staatsanleihen künftig fernhalten und den Dollar entsprechend wie gewünscht schwächen. An dieser Stelle wird dann eine von Donald Trump abhängige Zentralbank wichtig. Mit der Flucht von Anlegern aus Staatsanleihen würden diese und der Dollar fallen und die Zinsen und die Inflation steigen. Der Zinsanstieg – der für die überteuerten US-Aktien- und Immobilienmärkte sowie die Staatsfinanzen sehr gefährlich wäre - könnte jedoch vermieden werden, wenn die US-Zentralbank den Fall der Staatsanleihen durch massive Käufe mit frisch gedrucktem Geld verhindert. Genau dies ist während der Corona-Krise vor 5 Jahren – nicht nur in den USA - gemacht worden. Mit der plötzlichen Schließung vieler Fabriken und Firmen ab März 2020 musste der Staat schlagartig riesige Staatsdefizite von über 25% des Volkseinkommens durch den Verkauf neuer Staatsanleihen finanzieren (rote Linie in Grafik 7), um Massenpleiten und Massenarbeitslosigkeit zu vermeiden. Das gewaltige Angebot von Staatsanleihen hätte deren Kurse abstürzen und damit die Zinsen hochschießen lassen, wenn nicht die Zentralbank sofort eingegriffen hätte, indem sie die Geldmenge enorm ausweitete (graue Linie in Grafik 7) und mit dem „frischen“ Geld so viele Staatsanleihen kaufte, dass deren Preise sogar stiegen und die Zinsen im März 2020 bis auf 0,5% fielen (blaue Linie in Grafik 7).

Allerdings hatte diese Vorgehensweise eine bittere Nebenwirkung, die die Ökonomen und die Zentralbanker – nicht nur in den USA – zunächst überhaupt nicht erkannten. Zunächst sank nämlich aufgrund der plötzlichen wirtschaftlichen Schwäche die Inflationsrate gleichzeitig mit der Ausweitung des Staatsdefizits und der Geldmenge im Frühjahr 2020 auf 0,2% (orange Linie in Grafik 8 über der Jahreszahl 2020), was viele Ökonomen zu der Annahme verleitete, es drohe das Gegenteil einer Inflation, nämlich eine Deflation (zur FINVIA-Meinung vom März 2020 zu diesem Thema können sie unseren damaligen Kapitalmarktausblick lesen, den Sie hier finden). Schon nach einem Jahr war dann die Inflationsrate auf über 4%, nach gut 2 Jahren sogar auf 9% gestiegen, ein Rekordwert seit 1981.

Seit vielen Jahrzehnten folgte auf ein erhöhtes Geldmengenwachstum mit einer zeitlichen Verzögerung eine höhere Inflationsrate (Grafik 9). Da aber wegen der positiven Veränderungen der Geopolitik seit den 90er Jahren – Öffnung Chinas und des Ostblocks – und der günstigen weltweiten Demografie – mehr Frauen, Baby-Boomer, Osteuropäer und Chinesen auf dem weltweiten Arbeitsmarkt – die Lohnsteigerungen und damit die Inflation sehr niedrig waren, schien der bis dahin enge und ökonomisch logische Zusammenhang zwischen Geldmengenwachstum und Inflationsrate verschwunden zu sein und wurde aus den Prognosemodellen der Ökonomen entfernt. Aufgrund der schon unter Trumps erster Präsidentschaft ab 2016 beginnenden Zollanhebungen und der sich verschlechternden Demografie wurde das Umfeld ab 2020 mit der Corona-Krise wieder anfälliger für Lieferkettenstörungen, die zu Inflationsgefahren führen; ab 2020 war der Zusammenhang zwischen Geldmengenausweitung und Inflationsanstieg mit einem Zeitabstand von ungefähr 15 Monaten wieder da (Grafik 8). Mit Russlands Krieg gegen die Ukraine ab Februar 2022 war das für eine niedrige Inflation günstige Umfeld endgültig beendet; dadurch ist weltweit ein erhöhter Bedarf an Rüstungsgütern entstanden, für die knappe Arbeitskräfte und Rohstoffe benötigt werden.

Wenn Meister Miran die US-Zentralbank unter die Kontrolle des Trump-Regimes gebracht hat, kann er die teilweise Entschuldung der US-Regierung durch massive Zinssenkungen und den Zwangsumtausch der Währungsreserven in unverzinsliche Staatsanleihen riskieren, weil er die zur Ersetzung der abfließenden ausländischen Gelder notwendige Geldmengenausweitung dann einfach befehlen kann. Der darauf höchstwahrscheinlich folgende Absturz des US-Dollars wäre eine gewünschte Entwicklung; das zu erwartende Hochschnellen der Inflation träfe überwiegend den ärmeren Teil der US-Bevölkerung und wäre damit irrelevant, auch wenn es sich um Trump-Wähler handelt. Dieses keineswegs unmögliche Szenario wird an den Kapitalmärkten momentan ignoriert.

Das zweite unbeachtete Problem ist, dass Trump schon immer „national“ war (Make America Great Again), jetzt allerdings auch sozialistisch wird. Das „Wall Street Journal“ schreibt: „Trump ahmt die Kommunistische Partei Chinas nach, indem er die politische Kontrolle immer tiefer in die Wirtschaft ausdehnt.“ (Quelle: capital.de vom 16.8.2025).

Dazu bringt das Handelsblatt am 15.8.2025 einige hier wörtlich zitierte Beispiele:

  • Den Goldman-Sachs-CEO ruft er auf, den Chefökonomen Jan Hatzius auszuwechseln, weil dessen Konjunkturprognose zu negativ war. Außerdem soll David Salomon, Chef der weltgrößten Investmentbank, am besten seinen Posten räumen und lieber seinem Hobby als DJ frönen.
  • Apple-Chef Tim Cook muss vor laufender Kamera Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar in den USA versprechen, damit der iPhone-Hersteller von den angedrohten 100-Prozent-Zöllen auf Chips ausgenommen wird.
  • Beim Stahlkonzern U. S. Steel genehmigt Trump die Übernahme durch Nippon Steel nur, wenn die Regierung eine „goldene Aktie“ bekommt – und damit erhebliche Kontrollrechte.
  • Und mit AMD und Nvidia verhandelt er über eine 15-prozentige Abgabe auf den Umsatz der Chips, die nach China gehen.

Damit werden zwei wichtige US-Chiphersteller mit einer saftigen Zusatzsteuer belegt, die es bisher in den USA nicht gab. Die Aktienhausse in den USA wird dennoch bis heute unter anderem mit dem wirtschaftsfreundlichen Präsidenten Trump begründet, der dereguliert und die Steuern senkt. Das passt definitiv nicht zusammen. Trump genießt seine persönliche außenwirtschaftliche Macht durch die willkürliche Festlegung von Zöllen. Nun fängt er damit an, auch die US-Binnenwirtschaft per Diktat zu steuern, allerdings ohne andere als machtpolitische Pläne. Trump will persönlich aus dem Präsidentenbauch heraus die Zinsen festlegen (er sollte mal seinen türkischen Kollegen Erdogan fragen, wie dieses Spiel in der Türkei ausging). Sein neuer ihm treu ergebener Chefstatistiker Antoni wird dann die präsidial befohlene niedrige Inflationsrate verkünden; missliebige Personen aus Politik und Wirtschaft werden einfach entfernt, wie es Erdogan, Putin und Xi Jinping ja auch machen dürfen. Warum also nicht er? Vertrauens- und damit wachstumsfördernd dürften diese Eingriffe wohl nicht sein, aber sie befriedigen Trumps Machtgier.

Viele Staaten sehen sich einer Welt gegenüber, in der es geopolitische und wirtschaftliche Probleme gibt, die die finanzielle Leistungsfähigkeit hoch verschuldeter Staaten weiter verschlechtern werden. Wenn dann auch noch die obengenannten fragwürdigen populistischen Experimente gemacht werden, könnten die Grenzen der finanziellen Stabilität überschritten werden. Daher müssen wir nun leider die Zusammenhänge zwischen Staatsfinanzen, Inflationsraten und Kapitalerträgen betrachten.

Grafik 10 zeigt, dass die weltweite Staatsverschuldung seit dem Jahr 1800 nur einmal ähnlich hoch war wie heute, nämlich nach den jahrelangen Kriegen Napoleons gegen den Rest Europas bis 1815. Damals gab es überall eine Währung, die an Edelmetalle, zumeist Gold, manchmal Silber, gebunden war. Entsprechend blieben die Konsumentenpreise bis zum 1. Weltkrieg (1914 bis 1918) stabil (Grafik 2). Dann folgten 3 schwere weltweite Krisen, die die Staatsfinanzen belasteten, nämlich die beiden Weltkriege und dazwischen die Weltwirtschaftskrise (Grafik 10). In allen 3 Fällen blieb die globale Staatsverschuldung weitaus niedriger als sie heute ist, obwohl es in den letzten 50 Jahren keinen großen Krieg gab.

Die finanziellen Belastungen der beiden Weltkriege wirkten sich sehr unterschiedlich auf die betroffenen großen Industrieländer, aber auch auf die wichtigen Anlageformen Aktien und Staatsanleihen aus. Die meisten Staatsschulden mussten im 1. Weltkrieg Deutschland und Frankreich aufnehmen, auf dessen Boden sich der Krieg im Westen hautsächlich abspielte, (Grafiken 12 und 13, für Deutschland liegen ab 1914 nur wenige Datenpunkte vor – das Finanzchaos war zu groß). Im 2. Weltkrieg waren die Kriegskosten erneut in Frankreich besonders hoch (Grafik 13), aber auch Deutschlands und Japans Schuldenstände erreichten ungefähr 400% des Volkseinkommens (Grafik 12), für Deutschland werden auch bis zu 800 % genannt. Italien hatte infolge des 2. Weltkriegs ab 1939 eine geringere Staatsschuldenbelastung angehäuft als Großbritannien (Grafiken 13 und 14), weil das Land anders als die Briten im 2. Weltkrieg den weniger seriösen Weg des Gelddruckens mit der Folge hoher Inflation nahm (Grafik 11, für Deutschland gibt es angesichts des Chaos in der Nachkriegszeit keine sinnvollen Daten bis 1948, dem Jahr der deutschen Währungsreform). Ansonsten waren die Konsumentenpreise in den zwischen 1939 und 1948 nur moderat belasteten Ländern (Grafik 14) bis 1948 jährlich um 4,6% bis 6,7% bzw. in Spanien um 14%, gestiegen, aber in Frankreich um 34 %, in Italien um 53%  und in Japan um 74% (Grafik 11).

Insbesondere in Deutschland, aber auch in Italien und Frankreich war die Wertentwicklung von Staatsanleihen im und nach dem 1. Weltkrieg extrem schlecht, ebenso im 2. Weltkrieg, wo zusätzlich auch Japan starke Zerstörungen und enorme wirtschaftliche Schäden hinnehmen musste. Seit 1900 konnten die Staatsanleihen dieser 4 Länder bis 2025 auch bei Wiederanlage sämtlicher Zinsen und bei einem angenommenen Steuersatz von 0% auf Zinseinkünfte nicht das Anfangsvermögen von 100 US-Dollar im Jahr 1900 erreichen, in Frankreich blieb der kumulierte Vermögensverlust bei 23% und in Deutschland sogar bei 88% (Grafik 15). Die übrigen 5 Länder in Grafik 15 brauchten keine hohe Inflation, um ihre Staatsschulden bedienen zu können, entsprechend war der reale Ertrag von Staatsanleihen dort positiv. Besonders gut kamen zwei Länder zurecht, die sich aus den Kriegen heraushalten konnten, nämlich die Schweiz und Schweden, mit deren Staatsanleihen man sein Vermögen in US-Dollar gerechnet in realer Kaufkraft bis heute immerhin um das 26-fache bzw. das 10-fache vermehren konnte.

Weitaus besser sah es an den Aktienmärkten aus. Beim Staatsanleihe-Schlusslicht Deutschland wurden aus 100 US-Dollar, angelegt in deutschen Aktien, nicht 12 Dollar, sondern 12.422 US-Dollar (Grafik 16), immerhin das Tausendfache eines in deutschen Staatsanleihen angelegten Vermögens, obwohl Deutschland sicher nicht der beste Investitionsstandort in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war. In den USA konnte man mit Aktien im Vergleich zu Staatsanleihen immerhin das 800-fache Vermögen machen, nur in Spanien ergab sich lediglich eine 10-fache Performance von Aktien relativ zu Staatsanleihen, allerdings war die Staatsanleiheperformance in Spanien überdurchschnittlich gut. Insgesamt waren Aktien 100-mal besser als Staatsanleihen mit einem Endvermögen von 60.343 US-Dollar (schwarze Zahl in Grafik 16) gegenüber 572 US-Dollar (schwarze Zahl in Grafik 15).

In der Zeit von 1900 bis 1948 haben allerdings auch Aktien weltweit im Durchschnitt real in US-Dollar gerechnet nur 1,3% p.a. Performance erwirtschaftet (Grafik 17). Wer aus Grafik 16 den optisch naheliegende Schluss zieht, auch in absehbar schwierigen Zeiten einfach Aktien zu halten und nichts zu ändern, muss sehr langfristig denken und starke Nerven haben. Dies zeigt Grafik 18. Ein gemischtes deutsch-japanisches Aktiendepot wäre seit dem Jahr 1900 von 100 US-Dollar auf 15.296 US-Dollar angewachsen. Das ist zwar deutlich weniger als ein weltweit gemischtes Depot erreicht hätte (die oben genannten 60.343 US-Dollar), aber der durchschnittliche jährliche reale Ertrag wäre mit 4,1% gegenüber 5,25% nicht wesentlich schlechter gewesen. Allerdings hätte man von 1944 bis 1947 einen zwischenzeitlichen Wertrückgang von 736 US-Dollar auf 10 US-Dollar (hellrosa Linie in Grafik 18), das entspricht einem Rückgang eines Vermögens von 1.000.000 US-Dollar auf 13.600 US-Dollar in 3 Jahren, stoisch hinnehmen müssen, ohne zu verkaufen. Nur dann wäre der jährliche Ertrag von 4,1%, entstanden durch den starken Kursanstieg ab 1949, erzielt worden.

Zeiten mit hoher finanzieller Belastung von Staaten waren keine guten Zeiten für Käufer von Staatsanleihen, da sich die besonders belasteten Staaten üblicherweise mit hoher Inflation um die real saubere Bedienung ihrer Schulden gedrückt hatten, was die US-Regierung nun ebenfalls in Erwägung zieht. Andere Länder, sogar Deutschland, könnten angesichts der völligen Unfähigkeit, wenigstens über den größten Unsinn im aufgeblähten Sozialsystem – hierzulande sind die Mütterrente und die Facharbeiterrente sowie das unverrückbare Renteneintrittsalter zu nennen – fair zu diskutieren, irgendwann auf ähnliche Gedanken verfallen. Da auch Aktien in schwierigen Zeiten nicht besonders rentabel waren (+1,3% p.a., Grafik 17), sollte man im Vermögen zwei Anlageformen nennenswert berücksichtigen, die in solchen Zeiten vergleichsweise gut abschneiden konnten. Wenn man in der Nachkriegszeit einen vergleichbaren Zeitraum für das, was uns mittelfristig bevorstehen könnte, sucht (schwacher Dollar, steigende Inflation, zu laxe Geldpolitik zumindest in den USA, kein freier Welthandel und Lieferkettenstörungen im Rohstoffbereich), so wird man in der Zeit von 1965 bis 1980 fündig (siehe dazu im Detail den Kapitalmarktausblick vom Juni 2025, den Sie hier finden). In der schwierigen Phase bis 1948 boten Aktien mit real +1,3% keine besonders gute Performance. Für 1965 bis 1980 wird dies bestätigt. Aktien erwirtschafteten in Spanien und Italien eine negative, ansonsten eine schwach positive reale Performance (Grafik 19), Wohnimmobilien boten dagegen in jedem der angeführten Länder eine positive und im Vergleich zu Aktien deutlich bessere reale Performance (Grafik 20) und Gold war überall besser als Wohnhäuser (Ausnahme: Frankreich, Grafik 21) und damit auch besser als Aktien.

Unsere Prognosemodelle zeigen für die nächsten 10 Jahre in Bezug auf Aktien ein ähnliches Bild; die aktuellen Ertragserwartungen liegen nur im niedrigen einstelligen Bereich (Grafiken 22 und 23).

Ein schon kurzfristig bestehendes Risiko insbesondere für den US-Aktienmarkt ist die Euphorie der weltweiten Anlegerschaft bezüglich des Themas Künstliche Intelligenz (KI). Die durch Verbreitung von Fake News bisher nicht aufgefallene Neue Zürcher Zeitung schreibt dazu am 2.8.2025: „Obwohl Firmen wie Alphabet, Microsoft oder Meta mit ihren KI-Diensten wachsende Umsätze erzielen: Die Hunderte von Milliarden Dollar, die sie derzeit investieren, werden sie wohl bald abschreiben müssen.“. Probleme nach Phasen einer intensiven Investitionstätigkeit wären nicht überraschend, sondern sind für Branchen oder ganze Anlageklassen völlig normal. Grafik 24 zeigt eine Analyse auf der Basis der Datenbank der international angesehen Finanzwissenschaftler Eugene Fama und Kenneth French, die der Business Insider kürzlich veröffentlicht hat. Demnach sind die Erträge von Firmen, die besonders hohe Investitionen tätigen (roter Balken in Grafik 24), danach wesentlich niedriger als die aller anderen Firmen. Dies gilt immerhin für den langen Zeitraum von 1964 bis 2024. Da die Technologieriesen inzwischen zur Finanzierung dieser hohen Investitionen zunehmend sogar Schulden machen, nehmen die Parallelen zu früheren Spekulationsblasen zu. Die Zeitung Markt und Mittelstand zitiert dazu am 9.8.2025 das angesehene Wirtschaftsmagazin The Economist: „Allein im Jahr 2025 werden rund 400 Milliarden Dollar für die Infrastruktur hinter Künstlicher Intelligenz ausgegeben. Prognosen für die Gesamtkosten künftiger Jahre sind gewaltig: Morgan Stanley rechnet bis 2028 mit 2.900 Milliarden, McKinsey spricht gar von 6.700 Milliarden Dollar bis 2030. Doch wie bei einer teuren Feier in einem Spitzenrestaurant bleibt offen, wer am Ende die Rechnung zahlt.“ (Quelle: Künstliche Intelligenz, echte Kredite: Der stille Wandel im Silicon Valley). Andere in hohen Schulden erstickte Spekulationsblasen waren die Immobilien- und Aktienmärkte in Japan bis 1990, der Ostimmobilienboom in Deutschland von 1990 bis 1994 oder der Immobilienboom in den USA, in Spanien und in Irland bis 2006, der die weltweite Finanzkrise ausgelöst hatte (siehe dazu den Kapitalmarktausblick vom Oktober 2020, den Sie hier finden).

Attraktiver als Aktien sind zur Zeit Wohnimmobilien in Deutschland und Gold, deren Ertragserwartungen im oberen einstelligen Bereich liegen (Grafiken 25 und 26) und die erwiesenermaßen inflationsresistent sind (Grafiken 20 und 21) . Beide sollte man übergewichten, während wir bei Aktien weiterhin untergewichtet bleiben. Damit können wir den Ausblick mit 2 optimistischen Prognosen beenden, die nicht von der schlechten Politik des US-Präsidenten gefährdet sind und bei schwachem US-Dollar und damit sinkenden Zinsen in der Eurozone sogar davon profitieren können. Deutsche Wohnimmobilien sind sehr günstig bewertet (Grafik 25) und werden wie immer in den letzten 50 Jahren von schwacher Bautätigkeit und den historisch gesehen günstigen Hypothekenzinsen profitieren. Damit können sie in den nächsten 10 Jahren einen Wertzuwachs von 7% p.a. schaffen. Dazu kämen noch die Mieterträge. Auch Gold ist trotz der starken Kursgewinne der letzten Jahre nur durchschnittlich bewertet; es ist relativ zum starken US-Dollars und zu US-Aktien und -Wohnimmobilien nicht teuer (Grafik 26). Auch hier können 7% p.a. erreicht werden; wenn Trump es allzu bunt treibt, ist auch deutlich mehr erreichbar.

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