Noch ist der Kriegs Putins gegen die Ukraine nicht beendet. Doch es mehren sich die Anzeichen, wie er ausgehen wird. Wirtschaftlich steht das schon jetzt fest: Russland gehört zu den Verlierern. Schon jetzt haben sich die Kurse langlaufender russischer Anleihen fast halbiert, die Sanktionen werden das Land weiter unter Druck setzen.
Im Westen spüren wir den Krieg an der Inflation, glauben wir. Doch stimmt das? Wichtiger für die Entwicklung der Weltwirtschaft und auch der Inflation war in den vergangenen Jahren tatsächlich die Verschiebung der weltpolitischen Ordnung. Denn so lange eine einzige Weltmacht dominiert, floriert historisch gesehen der Welthandel, während er bei einer Bi- oder Mulipolarität stagniert oder sogar zurückgeht. Dies war mit Großbritannien nach den napoleonischen Kriegen bis circa 1880 gegeben. Als danach die USA, später auch Deutschland oder Russland die britische Wirtschaftskraft überflügelten, sank der internationale Handel.
Solch eine Multipolarität hat viele Folgen, die beiden wichtigsten: Höhere Staatsausgaben für Rüstung und suboptimale Lieferketten mit verstärktem Aufbau von Produktionsstätten innerhalb des wirtschaftlichen Blocks, dem man angehört. Damit entstehen staatliche und private Investitionen sowie eine zusätzliche Nachfrage nach den bereits jetzt knappen Vorprodukten und Arbeitskräften. Deren Preis steigt, was wiederum zu höherer Inflation führt.
In genau solch einer Zeit leben wir nun. Denn seit der Schwächung der USA und Europas durch die Finanzkrise und dem rasanten Aufstieg Chinas hat ab 2009 eine neue Phase der Multipolarität eingesetzt. China schafft seitdem seine eigene Einflusssphäre, Russland betreibt seit dem Machtantritt Putins eine militärisch gestützte Politik und der Westen ist seine eigene Sphäre. Dieses Blockdenken führt wieder zur Deglobalisierung und deshalb höheren Inflationsraten, auf die wir uns folglich in den kommenden Jahren einstellen werden müssen.
Für Anleger bleibt der einzige Ausweg eine Investition in langfristige Anlagen, die die erhöhte Inflation, die wir in den USA bei drei bis dreieinhalb Prozent pro Jahr in den kommenden zehn Jahren einschätzen, ausgleichen. Gold und Immobilien dürften beide von steigender Inflation profitieren, wenn auch nicht sofort. Aktien dürften hingegen je nach Land und Industrie unter Druck geraten, wenn eine Refinanzierung an den Kapitalmärkten wieder teurer wird.