Der Wealth Effect ist bestens erforscht. Er besagt, dass Immobilienbesitzer sich bei sinkenden Immobilienpreisen ärmer fühlen und entsprechend weniger konsumieren. Entsprechend belasten sie die Konjunktur. Angesichts der Tatsache, dass gerade die Zinsen steigen und entsprechend der Immobilienmarkt abkühlt, stellt sich da die Frage: Könnten fallende Haus- und Wohnungspreise die aufziehende Rezession noch verschärfen?
In einem Wort: Nein. Auf vielen Immobilienmärkten deutet nichts auf einen Preisverfall hin. In den USA etwa sind die Preissteigerungen seit der Finanzkrise insgesamt moderat, wenn man sie mit den Einkommen oder den Mieteinnahmen in Relation setzt. In Großbritannien, Australien und auch in Deutschland gibt es wenig Neubau, entsprechend rechnen wir auch dort nicht mit einem Preisrückgang. Lediglich in Kanada und Schweden, den beiden Ländern mit den am stärksten steigenden Preisen in den vergangenen Jahren, hat die Bautätigkeit ein solches Niveau erreicht, dass die Preise wirklich sinken könnten.
Ein Markt aber bereitet den Anlegern Sorge – und es ist mit einem Volumen von 100.000 Milliarden US-Dollar der größte der Welt. In China sind die Mietrenditen besonders niedrig, gleichzeitig liegen die Hauspreise bei einem Vielfachen des Medianeinkommens. Die Gründe dafür sind vielfältig. So pumpte der Staat nach der Finanzkrise riesige Summen in die Bau- und Immobilienbranche, um die eigene Konjunktur zu stützen. Ein beliebtes Mittel, weil sich über diese Sektoren am besten kurzfristige Wachstumsimpulse setzen lassen. Langfristig rächt sich diese Strategie allerdings. Japan förderte in den Achtzigern den Immobilienmarkt massiv, 1991 platzte die Blase, der Markt im Land hat sich davon bis heute nicht erholt. In Deutschland geschah ähnliches im Osten nach der Wiedervereinigung, was darin resultierte, dass das Land jahrelang als „kranker Mann Europas“ galt.
Diese negativen Auswirkungen haben viele Gründe, zwei seien hier beispielhaft genannt. In China werden zum einen viel zu viele Wohnungen fertiggestellt. Im Land stehen mittlerweile 65 Millionen Wohnungen leer. Gleichzeitig bezahlen die chinesischen Immobilienkäufer aber immer mehr Wohnungen, die noch gebaut werden müssen. Diese dürften aber angesichts des maroden Zustandes vieler Immobilienentwickler in China (Stichwort: Evergrande) niemals fertig werden, die chinesische Bevölkerung versenkt also einen großen Teil ihrer Ersparnisse in diesem Sektor.
Könnte sich aus China also eine weltweite Krise wie 2007/2008 ausbreiten? Eher nicht. Die Auswirkungen eines Einbruches dürften auf das chinesische Bankensystem beschränkt bleiben. Ein solcher hätte sogar einen Vorteil: Die Konsumnachfrage in China dürfte sinken, was den weltweiten Inflationsdruck deutlich senken könnte. Davon sollten wiederum die Kapitalmärkte im nächsten Jahr profitieren.